Zeitloser Maßstab!
Große russische Symphonik – mit Schostakowitschs „ Zehnter“– und Sibelius’ einziges Violinkonzert, standen auf dem Programm des bedeutendsten Orchesters Asiens. Nach 14 Jahren Abstinenz kam das NHK Symphony Orchestra Tokyo unter seinem Chefdirigenten Paavo Järvi und mit der niederländischen Geigerin Janine Jansen ins Wiener Konzerthaus.
Sibelius’ berühmtes Violinkonzert ist eine glückliche Synthese zwischen Erfüllung der virtuosen Ansprüche der Violine und sinfonischem Zuschnitt - und es wäre ohne die aus der herben Schönheit seiner finnischen Heimat mit ihren Seen, Wäldern, weiten Ebenen und ihrer Sagenwelt bezogenen Wirkungen nicht denkbar. Wirkungssicherheit und musikalische Substanz macht das Konzert bei Solisten und Dirigenten gleichermaßen beliebt.
Für ihre leidenschaftliche Interpretation des Violinkonzerts in vergangenen Konzerten erhielt die Ausnahmegeigerin Janine Jansen bereits Lobeshymnen von Kritik und Publikum. Und auch ich kann mich diesen nur anschließen: Jansen „ erzählt“ein eindrucksvolles Musikschauspiel mit energiegeladener Kompromisslosigkeit, die zum zeitlosen Maßstab wurde. Es war beeindruckend, wie die Solistin ihrem Instrument kontrollierte Klangsinnlichkeit, zarte, aber auch strahlende, heroische Farbschat-
tierungen entlockte. Immer wieder greift das Orchester melodische Motive auf, spinnt sie weiter und verströmt sich in faszinierenden Klangfarben und ungeahnten, harmonischen Fortschreitungen.
Nach der Pause: Schostakowitschs 10. Symphonie, gebündelt mit vielen gegensätzlichen Emotionen. Das NHK Symphony Orchestra Tokyo musiziert mit Präzision und jener scheinbaren Leichtigkeit und Eleganz, wie Chefdirigent Paavo Järvi sie sich wünscht.
Das Publikum bedankte sich für dieses Klangerlebnis mit begeistertem Applaus.