Kronen Zeitung

Worum es geht und worum nicht

- doris. vettermann@ kronenzeit­ung. at

Sie können einfach nicht miteinande­r. Und sie wollen nicht. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich SPÖ und ÖVP am Dienstag beim Ministerra­t noch artig und einig zeigten und türkische Wahlkampfa­uftritte in Österreich zum gemeinsame­n Feind, den es gelte, draußen zu halten, erklärten. Doch der Friede dauerte nur kurz.

Innenminis­ter Wolfgang Sobotka konnte das Nachtreten nicht lassen und mokierte sich über die „ Stimmungss­chwankunge­n“des Kanzlers. Die SPÖ - auch nicht fad - ging am Donnerstag zum Gegenangri­ff über. Kanzleramt­sminister Thomas Drozda nennt Sobotkas Entwurf „ völlig untauglich“, im Gespräch mit der „ Krone“wird er noch deutlicher. Sobotkas Verhalten sei „ unkollegia­l“, der Innenminis­ter sei wie „ Dr. Jekyll und Mister Hyde“. Im Vier- Augen- Gespräch angenehm und kompromiss­bereit, doch sobald er den Verhandlun­gstisch verlasse, verwandle er sich.

Die Antwort der ÖVP kam prompt und deftig - schon ist der Koalitions­streit wieder in vollem Gange. SPÖ und ÖVP sollten nicht den Fehler machen, sich nach ihrem gefühlten hundertste­n „ Neustart“zu sicher zu fühlen, nur weil FPÖ- Chef Strache bei seinem Aufstieg zuletzt etwas Sand ins Getriebe geraten war.

Getoppt wird all das nur noch durch die EU, wo überhaupt jeder gegen jeden spielt. Um die Sache geht es in beiden Fällen schon lange nicht mehr, sondern nur um den eigenen Vorteil. Traurig. Oder auch: ein Skandal.

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