„ Das Schicksal klopft an die Pforte“
Musikverein: Philippe Jordans Beethoven- Zyklus, Symphoniker
Vergangene Woche begeisterte Philippe Jordan das Publikum im Musikverein mit Beethovens „ Erster“und „ Dritter“und ließ dann im Konzerthaus eine grandiose „ Johannespassion“Bachs folgen: Nun führte er im Beethoven- Zyklus mit seinen Wiener Symphonikern im Musikverein die „ Vierte“und „ Fünfte“auf.
Und auch dieses vom Publikum mit Jubel gefeierte Musikvereinskonzert demonstrierte, mit welchem
VON KARLHEINZ ROSCHITZ
Gespür und Tiefgang Jordan diese Werke „ erforscht“, den Details so auf den Grund geht, dass sie beim Hören überraschen. Ein idealer Mix aus Analytik, Freude an großer Geste, aber auch an feinen Empfindungen ohne alle Extravaganzen.
Da bleibt alles in nobler Balance. Und die ganz hervorragend disponierten Symphoniker setzen seine Vorstellungen mit gehöriger Präzision, aber auch temperamentvoll, mit Feuer und Leidenschaft um. Sie haben Beethoven voll intus. Was umso wichtiger ist, als diese Konzerte eine Art Generalprobe für China waren, wo sie erstmals alle neun Symphonien aufführen.
Ein Programm extremer Kontraste - eine Gegenüberstellung der Symphonien BDur ( op. 60), der „ Vierten“, mit der in c- Moll ( op. 67), der „ Fünften“.
Jordan spannt da raffiniert Bögen aus - führt etwa die in sich ruhende „ Vierte“in ihrer klassisch- gelösten Heiterkeit, ihrer wunderbar versonnenen Sprache des Adagios in der Einleitung wie im 2. Satz oder mit ihrem bravourösen „ Perpetuum mobile“des 4. Satzes vor. Da greifen Eleganz und Tiefgang ineinander.
In der „ Fünften“lässt er „ das Schicksal an die Pforte“pochen. Sehr romantisch und demonstrativ. Eindrucksvoll, wie er die Verarbeitungstechnik Beethovens offenlegt, wie er die überall spürbare Dramatik aufbaut, wie er einen Bogen zwischen Tod, Grab und Ewigkeit etwa im 2. Satz spannt. Der 4. Satz wird bei ihm zu gewaltigem Klangtheater zwischen Erhabenheit und hymnischem Jubel.