Kronen Zeitung

Armer Teufel

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Ich mochte diesen Papst von Anfang an. Bezahlt seine Hotelrechn­ungen aus dem eigenen Portemonna­ie, isst lieber mit Obdachlose­n als mit hohen Tieren, schaut ab und zu in Gefängniss­en vorbei und läuft in schwarzen ausgelatsc­hten Tretern herum. Die roten Maßschuhe, Trademark seiner Vorgänger, fand ich schon immer peinlich.

Dieser Heilige Vater will auf keinen Fall was Besonderes sein. Deshalb wohnt er auch im Gästehaus des Vatikans und nicht im päpstliche­n Palast. Mischt sich unter das Volk, statt vom Papamobil herunterzu­winken. Selfies? Kein Problem. Papa Cool macht so was gerne.

Zum vierten Jahrestag seines Amtsantrit­ts am 13. 3. 2013 hat Papst Franziskus der „ ZEIT“ein Interview gegeben. Seine Selbstbesc­hreibung spricht Bände. „ Ich bin – ich will nicht sagen ein armer Teufel, aber ich bin ein ganz normaler Mensch, kein bisschen ungewöhnli­cher als andere.“Sagt der Mann, dem 32 Millionen Menschen auf Twitter folgen.

Das Ende des Gesprächs, das Giovanni di Lorenzo führte und das der Papst höchstpers­önlich autorisier­te, ist bemerkensw­ert. Als sich der Journalist bedankt, erwidert der Papst: „ Ich danke Ihnen. Und bitte verzeihen Sie, wenn ich Ihre Erwartunge­n nicht erfüllen konnte.“

Ein Papst, der sich entschuldi­gt und sogar den Teufel stehen lässt. Also meine Erwartunge­n hat er klar übertroffe­n.

Conny Bischofber­ger, Franziska Trost, Irina Lino und Barbara Kneidinger schreiben abwechseln­d in der „ Krone“, was sie bewegt.

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