„ Umfassendes Gewaltsystem“
Studie Versorgung in der Kinderpsychiatrie 1945 bis 1989:
Freiheitsbeschränkungen, Gewalt und Sterilisierungen: Es sind menschenunwürdige Verhältnisse, die Kinder und Jugendliche mit Behinderungen am Steinhof und am Rosenhügel erleiden mussten. Stadträtin Sandra Frauenberger präsentierte Montag eine Studie über Wiens dunkle Medizingeschichte von 1945 bis 1989.
Im Kinderpavillon am Steinhof herrschten völlig inadäquate Betreuungsverhältnisse, so das Ergebnis der Studie von Hemma Mayrhofer und deren Team im Auftrag des KAV. Die Kinder wurden misshandelt, das Essen mit Gewalt verabreicht, die Wasserhähne tageweise zugedreht, bis die Kinder sich teilweise mit Wasser aus der Toilette zu helfen versuchten, wofür sie wiederum mit weiteren Qualen, wie Zwangsjacken und Netzbetten, bestraft wurden. „ Ein Teufelskreis“, den die Studienautoren nach zwei Jahren Recherchearbeit und 100 Interviews in aller Deutlichkeit nachzeichnen. Bis weit in die 1970er- Jahre wurde das gesellschaftlich hinge- nommen, obwohl das „ umfassende Gewaltsystem“durchaus wahrgenommen wurde.
An der sogenannten „ RettKlinik“am Rosenhügel war die Betreuung zwar fortschrittlicher, doch wurden hier Zwangssterilisierungen an Mädchen und Frauen durchgeführt, um sexuelle Gewalt und die damit verbundene „ Gefahr der Fortpflanzung“zu reduzieren.