Polymere & Thiomere
Diese beiden Strukturen geben gezielt Arzneistoffe im Körper frei
Funktionspolymere sind Makromoleküle, die aus einem oder mehreren gleichen Bausteinen zusammengesetzt sind und die Fähigkeit besitzen, bestimmte biologische und nicht- biologische Aufgaben zu erfüllen. Daraus resultieren faszinierende Materialeigenschaften, die zahlreiche pharmazeutische Anwendungen finden.
Prof. Dr. Andreas Bernkop- Schnürch und sein Team an der Universität Innsbruck sind bei der Erforschung und Entwicklung von pharmazeutischen Funktionspolymeren weltweit führend. „ Eine wesentliche Eigenschaft dieser Polymere ist die Fähigkeit, Arzneistoffe zu binden, sodass diese dann im Körper gezielt und kontrolliert freigegeben wer- den. Dadurch kann die therapeutische Effizienz vieler Wirkstoffe entscheidend verbessert werden“, erläutert Bernkop- Schnürch.
Durch einen weiteren Baustein können diesen Polymeren beispielsweise hohe Schleimhaut anhaftende Eigenschaften verliehen werden. Dabei kommen Schwefelteilstrukturen – sogenannte Thiole – zur Anwendung, die feste Bindungen mit schleimspezifischen Eiweißstoffen ausbilden. „ Durch Schwefelstrukturen modifizierte Polymere, sogenannte Thiomere, können besser und länger an Schleimhäuten anhaften. Die Wirkung von Thiomer- gebundenen Arzneistoffen wird dadurch wesentlich verbessert“, so Prof. BernkopSchnürch. Thiomere zeigen zudem auch ohne eingelagerte Wirkstoffe großes Potenzial zur Behandlung verschiedener Erkrankungen. So konnte in klinischen Studien bereits der hohe therapeutische Nutzen zur Behandlung des trockenen Auges, Dry Eye Syndrom, gezeigt werden. Ein erstes Medikament dazu befindet sich bereits in der Zulassung.
Andreas BernkopSchnürch wurde für die Entwicklung von Thiomeren bereits 2006 mit dem höchstdotierten privaten österreichischen Forschungspreis – dem Houska- Preis – ausgezeichnet. Weltweit arbeiten mittlerweile an die hundert Forschungsgruppen sowohl an Universitäten als auch in der pharmazeutischen Industrie an der Weiterentwicklung von Thiomeren.
Unterstützt werden diese Forschungen unter anderem vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung ( FWF), der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft ( FFG) sowie der Europäischen Union.
Durch Schwefelstrukturen modifizierte Polymere, sogenannte Thiomere, können besser und länger an Schleimhäuten anhaften.
Prof. Dr. Andreas Bernkop- Schnürch