Virtuose Grande Dame
Staatsoper: Liederabend Edita Gruberová
In Wien kann die Sopranistin Edita Gruberova nach wie vor auf eine treue Fangemeinde zählen. Eindrücklich zeigte dies ihr Liederabend. Kein Wunder: Auf der Opernbühne hat die inzwischen 70 Jahre alte Kammersängerin, ein Ehrenmitglied des Hauses, während Jahrzehnten größte Triumphe gefeiert.
Edita Gruberová wählte für ihren Liederabend ein romantisches Programm aus: Den ersten Teil widmet sie Liedern von Tschaikowsky („ Warum?“op. 6, Nr. 5; „ Wiegenlied“, op. 16 Nr. 1), Rimski- Korsakow ( aus dem Liederzyklus „ Im Frühling“( op. 43, Nr. 3 und 2) und Dvořák („ Zigeunermelodien“( 1- 7; op. 55); im zweiten Teil sang sie Mahler und Strauss.
Wie sie all diese Lieder vorträgt, wirkt unmittelbar und berührend. Vom zärtlichen Bekenntnis über die zart sprießende Gegenseitigkeit bis zur schmerzlichen
Trennung durchliefen die Zuhörer Gruberovas ausdrucksreife, in gekonnt schlanker Stimmführung gebettete Darstellungen.
Wandlungsreich, dabei stets klangschön und klar artikuliert fängt sie zum Beispiel die volksliedhaften Lieder von Gustav Mahler („ Hans und Grete“oder „ Scheiden und Meiden“) wunderbar ein. Hochartifizielle Virtuosität bei Strauss’ Blumenliedern („ Rote Rosen“, „ Mädchenblumen“).
Peter Valentovic am Klavier begleitete die Grande Dame sensibel, wobei er sich keinen Moment lang in den Vordergrund drängte. Viel eher schuf er diskret eine berückend schwärmerischlichte Atmosphäre für die Solistin. Es glückte ein berührender, hervorragend musizierter Liederabend.