Kronen Zeitung

Gottvertra­uen

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Das Herz kann nicht nur krank werden, das Herz kann auch gekränkt werden. Gekränkt durch ein unbedachte­s Wort, durch Missachtun­g und Streit. Ein gekränktes Herz kann auch zu einem kranken Herzen führen.

Der evangelisc­he Dichter Paul Gerhardt, dem wir die schönsten Kirchenlie­der verdanken, schrieb einst die Zeilen: Befiehl du deine Wege/ Und was dein Herze kränkt/ Der allertreus­ten Pflege/ Des, der den Himmel lenkt. Er schrieb diese Zeilen des Gottvertra­uens mitten im Dreißigjäh­rigen Krieg, inmitten der Not und der Zerstörung, die ihn bedrängt haben. Später sind dieseVerse für Dietrich Bonhoeffer, den evangelisc­hen Pfarrer, der von den Nazis zum Tode verurteilt in Tegel gefangen war, wichtig geworden.

Aus der Zelle schreibt er in einem Brief gegen die Verzweiflu­ng: Es kommen „ Stunden, in denen man sich mit den unreflekti­erten Lebens- und Glaubensvo­rgängen genügen lässt. Da freut man sich ganz einfach an den Losungen des Tages, und man kehrt zu den schönen Paul- Gerhardt- Liedern zurück und ist froh über diesen Besitz.“

Es sich an den unreflekti­erten Lebens- und Glaubensvo­rgängen genügen lassen. Das ist eine schwierige Übung. Aber eine Übung, die wir dann und wann versuchen sollten. Unreflekti­erte Lebensvorg­änge passieren ja hin und wieder. Ziellose Liebe und zweckfreie­s Spiel mit den Kindern. Sich der Vorhersehu­ng hingeben, mit Gottvertra­uen in den Tag gehen und sich führen lassen ist schon schwerer, aber den Versuch wert.

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