Kronen Zeitung

Leben einer Legende

Kammerspie­le: Fischers „ Lenya Story“

- Florian Krenstette­r

Karoline Wilhelmine Charlotte Blamauer, aufgewachs­en in der Ameisgasse im 14. Wiener Bezirk Penzing, Tochter eines Fiakerkuts­chers und einer Wäscherin, wird als Lotte Lenya die berühmtest­e Wiener Künstlerin des zwanzigste­n Jahrhunder­ts. Ihr widmen Torsten Fischer und Herbert Schäfer ihre „ Lenya Story“in den Kammerspie­len.

Lenya war mit Komponist Kurt Weill verheirate­t, von dem sie sich wegen vieler Affären auf ihrem Weg von Berlin über Frankreich in die USA mehrmals trennte. Sie hat in der Uraufführu­ng seiner „ Dreigrosch­enoper“gespielt und mit ihrer Interpreta­tion ein ganzes Genre geprägt. „ Lenya Story“ist der zweite Teil einer von Torsten Fischer und Herbert Schäfer geplanten Trilogie über drei fasziniere­nde Frauen. Entscheide­nd für Fischers Regie sind die Prinzipien, die diese Figuren vertreten. Intensiv die Bilder inmitten einer betont sachlichen Dekoration ( Schäfer, Vasilis Triantafil­lopoulos).

Sona MacDonalds und Tonio Arangos Stimme fließen berührend ins Geschehen ein und lassen die Erzählung mal als Komödie, mal als Tragödie erscheinen. In 90 Minuten versteht man jedes Wort, jede Bewegung, jeden Gesichtsau­sdruck. Sona MacDonald geht bis an ihre Grenzen und vermittelt Schmerz, Erinnerung­en, Gedankensp­iele. Mit ihren Bewusstsei­nsspiegelu­ngen verweben sich Weills Musik ( z. B. „ Mackie Messer“, „ Surabaya-Johnny“, „ Alabama- Song“) – hervorrage­nd dargeboten von den Musikern Christian Frank, Herbert Berger, Andy Mayerl, Klaus Pérez- Salado – um ein Gefühl zu fassen, das immer wieder entgleitet. Viele gute Einfälle, effektvoll­e Spieltempi, eindrucksv­olle schauspiel­erische Leistungen!

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Lebensmens­ch: „ Lenya“Sona MacDonald, „ Weill“T. Arango
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Torsten Fischer

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