Ogris- Typen chancenlos
Die 27. Bundesliga- Runde wird überschattet von der Tragödie um Ernst Ogris. Vermutlich von einem heimtückischen Spitalskeim, der bei einer harmlosen Behandlung in seine Blutbahn geraten war, wurde der Ex- Teamspieler mit 49 Jahren aus dem Leben gerissen.
Heute werden Trauerminuten abgehalten und Erinnerungen an unzählige Episoden rund um Ogris wach. Als er von Hertha BSC zu Admira Wacker, damals alles andere als ein Titelkandidat, kam, verblüffte er etwa mit dieser Aussage: „ Mein Ziel heißt Meister . . .“
Nachsatz: „ . . . aber als Dachdecker!“
So war er, der „ Ernsti“, wie ihn alle nannten. Humorvoll, schlagfertig, locker. Oft sogar zu locker. Denn vom Talent her hätte er es sicher auf weit mehr als auf ein einziges Länderspiel mit dem berühmten SeitfallzieherTraumtor in Dänemark bringen können, ja müssen. Etwa auf über 60 wie sein älterer Bruder Andreas.
Dem ist fehlende Lockerheit ebenfalls keineswegs vorzuwerfen. Und auch er wirkte immer frech und unbeugsam. Doch er hatte Charisma und polarisierte wie kaum ein anderer Spieler. Die einen liebten Andi, die anderen hassten ihn. Dazwischen blieb nicht viel. Aber man ging wegen ihm auf den Fußballplatz. Die einen, um ihn zu feiern. Die anderen, um sein Scheitern zu bejubeln. „ 5000 kommen alleine, weil sie mich auspfeifen wollen“, sagte Ogris einmal. Und hatte absolut recht damit.
Aber ganz egal, wie man jetzt zu Andi und Ernst steht: Mitreißende Typen wie sie sucht man in der fußballerischen Gegenwart meist vergeblich. Natürlich ist alles professioneller geworden. Selbst kleinere Disziplinlosigkeiten werden oft sofort mit dem Rauswurf bestraft, Interviews von Medien- Verantwortlichen mehr oder weniger vorgegeben: Damit ja keiner Falsches sagt oder gar Kritik an den Falschen übt. Professionell eben. Aber irgendwo auch todlangweilig.
Heutzutage hätte jedenfalls vermutlich keiner der Ogris- Brüder die Chance, es ins Team zu schaffen. Weil Nachwuchstrainer eher angepasste Ja- Sager fördern als aufsässige Burschen. Selbst dann, wenn diese noch so viel mehr an Talent mitbringen als die Braven. Die schon alleine von ihrer Persönlichkeit her oft ebenfalls vor allem eines sind: todlangweilig.