Von der Leine gelassen
Musikverein: Jordan, Beethoven- Zyklus
Die Wiener Symphoniker stehen mit ihrem Chefdirigenten Philippe Jordan derzeit ganz im Banne aller neun Beethoven- Symphonien. Im Musikverein wurden jetzt die Zweite und die Siebente interpretiert. Kernstücke des symphonischen Repertoires, mit denen das Orchester seine derzeitige Bestform beweisen kann.
Schanghai hatte bereits das Vergnügen. Denn dort führten die Symphoniker im Rahmen ihrer China- Tournee kürzlich als erstes westliches Symphonieorchester alle neun Symphonien Beethovens auf. Jetzt schnurrte, bevor noch sechs, acht und neun samt Chorfantasie im Juni folgen, Beethovens Zweite bestens eintrainiert durch den Goldenen Saal.
Jordan weiß die Sache ideal auszubalancieren. Da herrscht hübsche Aufgewecktheit, wobei Jordan die Kontrolle nie aus der Hand gibt. Auf Details wird penibel geachtet, viele Akzente – etwa Schlussakkorde – haben längst über die alte romantische symphonische Tradition hinausgeschaut. Die Musiker wissen an allen Pulten, bei den Streichern, bei den famos spielenden Holzbläsern, auch im Blech, fabelhaft ihren Beethoven zu spielen.
Bei der Siebenten dann lässt Jordan sogar sein eigenes Temperament vergnügt ein wenig von der Leine. Beeindruckt aber besonders auch im zweiten Satz, der, in recht flinkem Alegretto genommen, faszinierend und spannend gesteigert wird. Obwohl oft gehört, weiß diese Musik in dieser genau ausgehörten Gangart wieder zu überraschen. Selbstredend reißt das Finale der Siebenten alle mit, lässt sogar Jordan die Musiker ungewohnt temperamentvoll befeuern. Der Sieg ist Beethovens Symphonik somit gesichert. Das Wiener Staatsballett präsentiert in der Volksoper Strawinsky. Auf dem Programm stehen drei der bedeutendsten Ballette des 20. Jahrhunderts: „ Der Feuervogel“in Andrey Kaydanovskiys Choreografie, „ Petruschka“unter Eno Peci und „ Movements to Stravinsky“von András Lukács. Der Abend wird auch für den jungen Davide Dato ( li., o.) zur Herausforderung: Er tanzt Hauptrollen in „ Petruschka“& „ Feuervogel“.