Ein radikaler Wiener Avantgardist
New York: Ronald Lauders Neue Galerie präsentiert erstmals Richard Gerstl
Die Vorbereitungen in New Yorks Neuer Galerie laufen auf Hochtouren: Da wird alles unternommen, dass Richard Gerstl, einer der bedeutendsten Maler der Wiener Jahrhundertwende, die New Yorker Szene erobert: Ronald Lauder zeigt Gerstls Schaffen erstmals in der Neuen Galerie.
Hatte der Wiener Ausstellungskurator und frühere Direktor des Leopold Museums, Tobias Natter, mit seiner berühmt ge- wordenen Schau „ Klimt und die Frauen“in der Neuen Galerie für Aufsehen gesorgt, so ist nun der eigenwillige, längst zur Legende der Wiener Avantgarde gewordene Expressionist Richard Gerstl ( 1883 bis 1908) dran, dessen Werk lange Zeit im Schatten von Schiele, Klimt, Kokoschka stand.
Von 29. Juni bis 25. September zeigt die Neue Galerie – in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Schirn Kunsthalle und Leihgaben aus dem Wiener Leopold Museum und Belvedere das kleine OEuvre Gerstls, mit dem er sich radikal vom Jugendstil und besonders von Klimt abwandte:
Selbstporträts, Landschaftsbilder, Gemälde der Familie des Komponisten Arnold Schönberg und besonders der Gattin Mathilde, mit der Gerstl seit 1906 eine Liebesbeziehung unterhielt. Als die Affäre 1908 aufflog, erhängte sich Gerstl, erst 25, vor einem Spiegel, von einem Messer durchbohrt.
Wiederentdeckt wurde sein Werk – darunter viele Werke, die durch den Galeristen Otto Kallir vor der Vernichtung bewahrt wurden, erst 1930. Nach 1945 setzte sich Otto Breicha für die Aufarbeitung des Werks ein.
Die Schau wird eine weitere „ Visitenkarte“Wiens im Big Apple.