Kronen Zeitung

Ich Alte Liebe, neues Glück?

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war scho immer in mei Nachbarin verliebt. Wir san derselbe Jahrgang, und san in derselben Straßn aufgwachsn. Seit Schulzeitn steh i scho auf die Fanny. Eigentlich hats ma schon im Kindergart­en den Kopf verdraht – mit ihre liaben Lockerln und ihrem Lächeln, bei dem einem ganz warm ums Herz wird“, schwärmt Werner T. vor Gericht.

„ Und dann, 50 Jahr später, hab i ma dacht, jetzt trau i mi, i bin erwachsen, mei Ehe is in die B rüche gangen, i bin a dynamische­r Single und reds amal an. Iwerd ihr gestehn, dass i seit Jahrzehntn auf sie steh. Scho allerweil an ihrer Seite sein wüll. Und dann is der Tag X gekommen. Ihab sie am Eck beim B äck troffn und sie angredt. Naja, es war a ziemliche Stotterei, so nervös war i, aber es is gar net so schlecht glaufn. Sie hat mi sogar angelächel­t. Und i bin natürlich dahingesch­molzen und hab meine Chance gewittert.

Doch das Glück war nur von kurzer Dauer, weil just in dem Moment is der Schurli, der mit uns scho de Schulbank drückt hat, ums Eck kumman. Hat uns umarmt und geherzt, war ganz selig uns endlich wieder mal zu sehen. Der Schurli is a Einedrahre­r, hat der Fanny ein Kompliment nach dem andern gmacht. Eloquent, charmant, mit einem Wort a B lender. Fünfmal verheirat, fünfmal geschieden, fünf Kinder mit fünf verschiede­ne Frauen. Es grenzt an a Wunder, dass er no de Alimente zahln kann.

Aber de Fanny is an seinen Lippen gehangen, und i hab scho gsehn, i hab zu vü Zeit verstreich­n lassn. Wenn is an Tag früher angredt hätt, hätt i no alles Glück auf Erdn ghabt. Aber wer zu spät kommt, den straft das Leben! Ibin eigentlich die Ruhe in Person, aber da bin i dann fuxteufels­wild wurdn und bin auszuckt. Hab den Schurli wie in Schulzeite­n de Ohrwaschln langzogn und ihn gegn sei strammes Fußballerw­adl tretn. B ei der Fanny hab i damit natürlich net gepunktet. Aber i war so außer Rand und B and, dass ma das in dem Moment wurscht war. Dem Schurli wars net wurscht, der hat mi auf Körperverl­etzung klagt und tuat jetzt so, als wenn i eahm wia bei an Match gefoult hätt.“

Der Richter musste schmunzeln ob der Geschichte. Werner T. wird Schmerzens­geld begleichen.

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