Ein Spiel mit dem Feuer
Das Türkei- Referendum ist vorbei. Es brachte das befürchtete, aber erwartbare Ergebnis, wenn auch hauchdünn. Ebenso klar ist, dass sämtliche Kritik und Zweifel an der Rechtmäßigkeit dieser Abstimmung an Erdoğan abperlen wie ein Morgentau. Das ist ihm wie immer alles egal. Hauptsache, er kann von nun an seinen Machtrausch hegen und pflegen, wie er will. Die Töne und Beziehungen zwischen Europa und der Türkei werden jetzt bestimmt nicht frühlingshaft, sondern winterlich. Dass die Türkei kein EU- Mitglied werden kann, steht aber nicht erst seit Ausgang dieses Referendums fest. Erdoğan wird jetzt bestimmt nicht seine rauen Töne tief unter der Gürtellinie in Liebeserklärungen verwandeln.
Er fühlt sich ganz sicher am Ziel seiner autokratischen Träume. Und Europa? Merkel & Co. sollten endlich begreifen, dass leise Kritik und halbherziges Ansprechen von Problemen gegenüber der Türkei eine reine Zeitverschwendung ist und war. Man braucht endlich eine klare Kante samt klarer Linie! Sprich, keine Beitrittsverhandlungspause, sondern ein Verhandlungsabbruch. Eine Zusammenarbeit mit der Türkei kann es ausschließlich in den Bereichen Wirtschaft und Sicherheit geben.
Es gab übrigens tatsächlich schon jemand, der Erdoğan zu seinem „ Erfolg“gratuliert hat. Kein Geringerer als Donald Trump. Der entpuppt sich für mich immer mehr als eine saftige Enttäuschung. Natürlich war ich nicht so naiv zu glauben, dass mit ihm jetzt das meiste besser wird. Ich hatte aber den Eindruck, dass Trump wesentlich weniger „ kriegsgeil“ist als Clinton und dass die Beziehungen zwischen Russland und den USA entspannter werden können.
Doch jetzt sieht alles anders aus. Unberechenbarkeit mag ja in der Wirtschaft eine ganz spannende Sache sein, beim Thema Außenpolitik kann sie aber ganz schnell zu einem Spiel mit dem Feuer werden. Letzteres hat Trump in Syrien und im aktuellen Umgang mit Nordkorea bewiesen. Die Beziehungen zu Russland erleben auch eine neue Eiszeit. Donald Trump erweist sich leider auch nur als ein polternder, um sich schlagender, selbst ernannter „ WeltSheriff“, der die Waffenlobby als seine innigsten Freunde betrachtet.