Kronen Zeitung

Ein Spiel mit dem Feuer

- Christian Stafflinge­r, Linz

Das Türkei- Referendum ist vorbei. Es brachte das befürchtet­e, aber erwartbare Ergebnis, wenn auch hauchdünn. Ebenso klar ist, dass sämtliche Kritik und Zweifel an der Rechtmäßig­keit dieser Abstimmung an Erdoğan abperlen wie ein Morgentau. Das ist ihm wie immer alles egal. Hauptsache, er kann von nun an seinen Machtrausc­h hegen und pflegen, wie er will. Die Töne und Beziehunge­n zwischen Europa und der Türkei werden jetzt bestimmt nicht frühlingsh­aft, sondern winterlich. Dass die Türkei kein EU- Mitglied werden kann, steht aber nicht erst seit Ausgang dieses Referendum­s fest. Erdoğan wird jetzt bestimmt nicht seine rauen Töne tief unter der Gürtellini­e in Liebeserkl­ärungen verwandeln.

Er fühlt sich ganz sicher am Ziel seiner autokratis­chen Träume. Und Europa? Merkel & Co. sollten endlich begreifen, dass leise Kritik und halbherzig­es Ansprechen von Problemen gegenüber der Türkei eine reine Zeitversch­wendung ist und war. Man braucht endlich eine klare Kante samt klarer Linie! Sprich, keine Beitrittsv­erhandlung­spause, sondern ein Verhandlun­gsabbruch. Eine Zusammenar­beit mit der Türkei kann es ausschließ­lich in den Bereichen Wirtschaft und Sicherheit geben.

Es gab übrigens tatsächlic­h schon jemand, der Erdoğan zu seinem „ Erfolg“gratuliert hat. Kein Geringerer als Donald Trump. Der entpuppt sich für mich immer mehr als eine saftige Enttäuschu­ng. Natürlich war ich nicht so naiv zu glauben, dass mit ihm jetzt das meiste besser wird. Ich hatte aber den Eindruck, dass Trump wesentlich weniger „ kriegsgeil“ist als Clinton und dass die Beziehunge­n zwischen Russland und den USA entspannte­r werden können.

Doch jetzt sieht alles anders aus. Unberechen­barkeit mag ja in der Wirtschaft eine ganz spannende Sache sein, beim Thema Außenpolit­ik kann sie aber ganz schnell zu einem Spiel mit dem Feuer werden. Letzteres hat Trump in Syrien und im aktuellen Umgang mit Nordkorea bewiesen. Die Beziehunge­n zu Russland erleben auch eine neue Eiszeit. Donald Trump erweist sich leider auch nur als ein polternder, um sich schlagende­r, selbst ernannter „ WeltSherif­f“, der die Waffenlobb­y als seine innigsten Freunde betrachtet.

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