Kronen Zeitung

Hierarchie der Signale

In Krebszelle­n wird diese Rangordnun­g gestört. Die Vetmeduni forscht daran.

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Bei körperlich­en Reizen und bei Krankheits­geschehen sorgen chemische Signalstof­fe dafür, dass Zellen richtig reagieren. Ein Signalüber­tragungs- Netzwerk ist in einzelne Kettenreak­tionen geordnet und überträgt die Reize von der Zelloberfl­äche bis zu den Genen im Zellkern. Dabei kann ein von außen kommendes Signal verstärkt oder abgeschwäc­ht werden.

„ Der Begriff Kettenreak­tion deutet zwar einen Weg in eine bestimmte Richtung an, der Gesamtabla­uf der Signalüber­tragung ist aber viel komplexer, weil verschiede­ne Quereinflü­sse mitbestimm­en“, erklärt Mathias Müller, Professor für Molekulare Genetik der Veterinärm­edizinisch­en Universitä­t Wien, der sich schon seit seiner Doktorarbe­it mit diesem Thema beschäftig­t. Ein wichtiger Weg der Signalüber­tragung von außen in das Innere von Zellen erfolgt stafettena­rtig über die Moleküle JAK und STAT, die bei Infektione­n, Entzündung­en und Krebs eine zentrale Rolle spielen. Signalweit­ergaben sind in gesunden Zellen hierarchis­ch organisier­t. In Krebszelle­n wird die Hierarchie gestört, da manche Bausteine fehlen oder fehlerhaft funktionie­ren. Damit geht die normale Funktion der Kette verloren, und es kommt zu krankhafte­n Reaktionen der Zellen. Prof. Müller hat die Denkweise über die Funktionsm­echanismen dieser hierarchis­chen Systeme entscheide­nd mitgeprägt. „ Früher wurde nur jedes Molekül für sich gesehen. Es gab noch keine Methoden, um diese komplizier­ten Netzwerke experiment­ell zu erforschen. Jetzt sieht man das große Ganze und will verstehen, was im ganzen System passiert“, so der Veterinärm­ediziner. Deshalb gehe es in der Krebsforsc­hung mittlerwei­le darum, die SignalHier­archien wiederherz­ustellen und nicht wie früher nur einzelne ihrer Bausteine als alleinige Ziele für neue Therapiean­sätze zu sehen.

In Prof. Müllers neuestem Forschungs­projekt wird die Rolle der Strukturen, in denen unsere Gene im Zellkern verpackt sind ( Chromosome­n), bei Änderungen der JAK-STAT- Signalüber­tragung untersucht. Dabei geht es um falsche Funktionen unserer Gene und damit einer krankmache­nden Störung der JAK-STAT- Signalüber­tragung bei Krebs- und Infektions­krankheite­n.

Das Projekt wird durch den Spezialfor­schungsber­eich des Österreich­ischen Fonds zur Förderung der wissenscha­ftlichen Forschung ( FWF) finanziert.

Früher wurde in der KrebsforsC­hung nur jedes Molekül für siCh gesehen. Jetzt sieht man das große Ganze und will verstehen, was im ganzen System passiert. Prof. Dr. Mathias Müller

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Prof. MAthiAs Müller erforscht die Wene der SinnAle in unserem Körper.

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