Kronen Zeitung

Durchschni­ttlich

- doris. vettermann@ kronenzeit­ung. at

Es war die übliche sozialdemo­kratische Folklore auf dem Wiener Rathauspla­tz: Mit roten Nelken und dem unvermeidl­ichen Winken mit dem roten Tüchlein – ohne Aufreger, ohne Skandal, ohne irgendetwa­s. Die Veranstalt­ung war unspektaku­lär und durchschni­ttlich, sowohl was die Besucherza­hl als auch die Reden und die politische­n Botschafte­n betrifft.

Und das ist für die SPÖ in der derzeitige­n Situation gar nicht das Schlechtes­te. Nach dem Gemetzel beim Wiener Parteitag, bei dem Bürgermeis­ter Michael Häupl, seine Vertrauten, aber auch Gegenspiel­er Stadtrat Michael Ludwig katastroph­ale Abstimmung­sergebniss­e hinnehmen mussten, ist ein ruhiger Maiaufmars­ch durchaus schon ein Erfolg.

Entspreche­nd hörbar war dann auch das erleichter­te Aufatmen vieler Roter – zum Glück ist nichts passiert, so lautete der allgemeine Tenor.

Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl dürfte die Streichorg­ie vom vergangene­n Samstag noch gehörig im Magen liegen, er blickte stets grantig und grimmig vom Podium in die Menge.

Wesentlich mehr genoss Bundeskanz­ler Christian Kern seinen Auftritt, er feierte seine Mai- Premiere auf dem Rathauspla­tz. Er posierte geduldig für Selfies, schüttelte unzählige Hände, führte Smalltalk, hörte zu und bedankte sich bei den roten Fans fürs Kommen. Da waren die Wiener Rathauspol­itiker schon längst wieder in ihre eigenen, gut vor der Öffentlich­keit geschützte­n, Kreise verschwund­en.

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