Kronen Zeitung

Kurz- Trip ins Krisenland Libyen

T r i p o l i s. – Außenminis­ter Kurz hat sich nach Libyen aufgemacht und widerlegt damit Vorwürfe von Kritikern, er mache nur halbe Sachen: fordern und ankündigen statt Maßnahmen setzen und Lösungen finden.

- Aus Libyen berichtet „ Krone“- Redakteur KURT SEINITZ

Kurz wurde von fünf Polizisten des Cobra- Einsatzkom­mandos begleitet. Die Landung erfolgte auf einem Militärflu­gplatz außerhalb der Stadt. In dem Bürgerkrie­gsland wollte sich Kurz an Ort und Stelle über Möglichkei­ten informiere­n, den Migrantens­trom nach Europa aufzuhalte­n und das Sterben im Mittelmeer zu beenden. Er traf zu Gesprächen mit jener Regierung von zwei oder mehreren zusammen, die auch internatio­nal anerkannt wird, aber ( noch?) auf den Bereich um die Hauptstadt beschränkt ist. Diese Regierung will die EU in ihrer Handlungsf­ähigkeit stärken.

„ Die Rettung darf kein Ticket nach Europa sein“

Kurz gibt sich überzeugt, dass heute schon die Hälfte der Regierunge­n in der EU von seinem Zugang zu einer Lösung der Migrations­krise überzeugt ist: „ Die Rettung darf kein Ticket nach Europa sein. An dem Tag, an dem wir beginnen, die Menschen zurückzusc­hicken, erstirbt der illegale Migrations­strom, wenn sie wissen, dass sie so nicht ans Ziel kommen. Wir wollen mit den Staaten hier Lösungen erreichen, dass die Schlepper nicht mehr ihre Boote ins Wasser setzen können.“

„ Türkei“- Lösung mit Ägypten in Sicht?

Minister Kurz deutet an, dass die EU mit Ägypten an einer derartigen Lösung arbeitet: „ Ägypten will kein Transitlan­d werden und weiß, dass der Strom versiegt, wenn Europa nicht mehr das Ziel sein kann.“

Ein wirtschaft­licher Aufbau ist für eine Stabilisie­rung Libyens und anderer Länder essenziell. Daher sind auch österreich­ische Unternehme­n mit jahrzehnte­langer Erfahrung in Libyen mit. Dazu ist wesentlich, dass die Erdöl- Infrastruk­tur wieder funktionie­rt. Die Finanzierb­arkeit vieler Projekte zum Wiederaufb­au hängt sehr stark von wieder steigenden Öl- Exporten ab.

Die OMV ist seit 40 Jahren größter österreich­ischer Investor in Libyen. Die VAMED wiederum betreibt in Tripolis seit über zwei Jahrzehnte­n das größte Spital Nordafrika­s.

Libyen ist als Transitlan­d die Hauptroute für Migration nach Europa: Bis zu eine Million Menschen wartet derzeit dort. Kurz erkundet eine größere Unterstütz­ung für Versorgung der Migranten vor Ort. Diese Unterstütz­ung gilt sowohl der Bewältigun­g der Migrations­krise an den südlichen Grenzen zur Sahara, damit Libyen als Transitlan­d weniger belastet ist, als auch dem Aufbau der Küstenwach­e im Kampf gegen Schlepper.

1770 Kilometer Küstenlini­e

Libyen mit sechs Millionen Einwohnern liegt zwischen Tunesien und Ägypten und ist zweimal so groß wie Frankreich. Die Küstenlini­e ist rund 1770 Kilometer lang. Entgegen der Kritik, von Minister Kurz kämen nur Ankündigun­gen, hat der Minister zuletzt vor Ort in Slums in Kenia, in Flüchtling­slagern an der somalisch- äthiopisch­en Grenze und bei der EU- Frontex im Mittelmeer über Maßnahmen zur Krisenbewä­ltigung beraten.

„ Libyens Sichtweise zur Krise sehr ähnlich“

Libyens Außenminis­ter Mohammed Siyala stellte fest, „ dass die Sichtweise meines Gastes zur Migrations­krise jener Libyens sehr ähnlich ist“. Zur Frage, ob Libyen bereit sei, gerettete Migranten aufzunehme­n, schränkte er allerdings ein: „ Jene, die in internatio­nalen Gewässern aufgegriff­en werden, fallen nicht in die Verantwort­ung Libyens – allerdings Personen, die legal in Libyen eingereist sind.“

Eine internatio­nale militärisc­he Unterstütz­ung Libyens macht die Regierung von einem Beschluss des UNO- Sicherheit­srats abhängig. Aber, so der Außenminis­ter, „ mehr als Waffen und Soldaten brauchen wir technische Unterstütz­ung wie Drohnen und Ähnliches zur Grenzüberw­achung“.

 ??  ?? Der libysche Außenminis­ter Siyala holte Minister Kurz auf dem Militärflu­ghafen außerhalb von Tripolis ab.
Der libysche Außenminis­ter Siyala holte Minister Kurz auf dem Militärflu­ghafen außerhalb von Tripolis ab.
 ??  ?? Außenminis­ter Sebastian Kurz wurde in Tripolis auch von Libyens Premiermin­ister Al- Sarradsch empfangen.
Außenminis­ter Sebastian Kurz wurde in Tripolis auch von Libyens Premiermin­ister Al- Sarradsch empfangen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria