Wienerlied
Im Wiener Rathaus erschien der Altkomponist Joseph H. und sagte: „ Herr Sekretär, da muass was gschehn! I hab gestern im Fernsehn a afrikanische Hymne ghört und de hurcht se an wia des Volkslied „ Des Lercherl vom Grund“. Se wissen, i hab seinerzeit des , Lercherl vom Grund‘ komponiert, a herrliches Weanerliad, und i lass mei geistiges Eigentum net nach Afrika entführn!
Auch wenns ein wunderschöner Kontinent ist – was zu weit geht, geht zu weit. Schaltn S Ihna ein, sowas is a melodischer Diebstahl! Des ghört anzeigt.“
„ Da kann i gar nix machen“, meinte der Sekretär. „ A Hymne is öffentliches Eigentum. I kann in Afrika ka Regierung stürzn lassn, damit de durt a neiche Hymne kriagn.
Mir habn aa früher , Gott erhalte‘ gsunga, jetzt singans de Deitschen; glaubn S‘ da könnt der Haydn was machn dagegn?
Eine Hymne ist tabu. Was ist denn scho dabei, wanns in Afrika des Lied , Lercherl‘ singen.“
„ Ma wird se bei eich no um a Suppn anstelln müassn, weil ma ganz verarmt is, ohne Tantiemen! Aber i hülf ma selber! Heut fahr i ausse in de UNO- City, i werd a Wörterl redn mit der betreffenden Delegation; de werdn ma scho sagn, wia mei , Lercherl‘ in Urwald kummt! I hab des Liad für de Schrammeln komponiert.“
„ I hab mi bemüht“, berichtete der Sekretär dem Be- zirksrichter. „ I hab zum Telefon gegriffen und hab alle afrikanischen diplomatischen Vertretungen innerhalb Wiens ersucht, dass s ma am Telefon ihre Hymne vursingan. Der , Lercherl‘- Komponist hat mitghurcht; es warn wunderbare Melodien dabei, teilweise Abraham – , Bin nur ein Johnny‘ – und dergleichen, aber ka Spur von an , Lercherl vom Grund‘. Drauf hätt er verlangt, dass i de ganze Nacht mit eahm fernsehn tua, weil allenfalls sei Melodie erklingen könnte.“
Über Zureden des Richters zog der Komponist seine Klage gegen den Sekretär ( wegen Hinauswurfs) zurück.
Der Komponist: „ I werd mi trotzdem bemühen, in Zukunft – nach Möglichkeit – ausgefallenere Melodien zu komponieren. Dann passiert mir sowas ( k) a zweites Mal.“