Im Rausch magischer Bilder
Ein Fest der Farbenspiele, sich wandelnder bizarrer Häuserlandschaften, fahrbarer, explodierender Zahnrad- Maschinen, die alle an Jean Tinguelys Skulpturen erinnern: Erwin Piplits zeigt mit dem Serapionsensemble im Odeon den zweiten Teil seiner „ Fidèles
Piplits beschwört mit seinem fulminanten Ensemble Bilder der Sinnenfreude, Trunkenheit, Lust, von Panik, Rückzug, Isolation, Krankheit und Ausgesetztsein, die in olympische Hei terkeit und wahre Liebe umkippt. Eine Rebellion des Geistes. Die Liebe wird diesen Menschen zuletzt die Kraft geben, durch alle Katastrophen ihr Ziel, die wahre Liebe, zu erreichen.
Piplits und sein Team ( Mario Mattiazzo & Ivana Rauchmann) zeigen die Größe seiner Vision, wenn er Leitfiguren orientalischen, ostasiatischen, europäischen Geistes einbezieht. Etwa den chinesischen Philosophen Laotse und Texte aus den verschiedensten Epochen, des Corpus Hermeticum, Schiller, Rilke, Lavant, Artmann u. a.
So setzt er etwa H. C. Artmanns „ In den Straßen verrieselt der Tag“in einen Bildertaumel sich ständig ineinander verschiebender Häusergruppen um, die zu einem bedrohlichen, lebenden Stadtlabyrinth werden.
Beeindruckend sein Bild, in dem die Frau in den Tiefen ihrer eigenen psychischen Verstrickungen gefangen ist und durch ein Labyrith aus wunderbar schim- merden Plastikbahnen irrt. Oder wenn Schauspieler plötzlich vom Boden abheben und wie Planeten – in ihrem eigenen Kosmos – rund um eine schimmernde Kugel schweben, bevor sie sich in einer Wüste der Zivilisation verlieren.
Piplits, Max Kaufmann, Mirjam Salzer und Eva Grün gestalteten die für immer neue Überraschungen sorgenden Bühnenbilder, die mit vieldeutigen Effekten und Symbolen – wie dem Pentagram – überraschen und in einen Bilder-, Farben- und Bewegungsrausch münden. Großartig auch ihre Malereien und Videoanimationen. Die Kostüme wurden aus den Beständen der verstorbenen Ausstatterin Ulrike Kaufmann zusammengestellt. José Antonio Rey Garcia & Julio Cesar Manfugas Foster entwarfen die dynamischen, wirbeligen Choreografien. Und das Ensemble zeigt, zu welch effektvollen Tänzen, aber auch akrobatischen Aktionen und schauspielerischer Intensität es fähig ist.
Ein Muss für Theaterfreunde!