Kronen Zeitung

Auf Macron wartet die nächste Wahl

Für eine wirkliCh staBile Regierung, die seine VerspreChe­n auch umsetzen kann, braucht Frankreich­s neuer PrKsident noch einen Sieg:

- VON CHRISTIAN HAUENSTEIN

Paris/ Wien.–Nach der Wahl ist vor der Wahl– für einen französisc­hen Präsidente­n gilt das ganz besonders, denn wenige Wochen nach seinem Einzug in den Élysée-Pal ast finden in Frankreich traditione­lle Parlaments­wahlen statt. Der neu gewählte Präsident soll damit die Möglichkei­t erhalten, auch inder Nationalve­rsammlung eine Mehrheit hinter sich zu scharen.

Das klappe in den meisten Fällen auch, da die Franzosen zumeist einen eher pragmatisc­hen Zugang haben und den neuen Präsidente­n dann auch mit der Parlaments­mehrheit ausstatten. Nach dem Motto: Jetzt ist er gewählt, jetzt soll er auch regieren können. Klappt es doch nicht, gibt es in Frankreich die Tradition der sogenannte­n „ Cohabitati­on“, al- so der Zusammenar­beit der großen politische­n Lager.

Der Präsident ist dann gezwungen, auch Politiker aus dem gegnerisch­en Lager in die Regierung aufzunehme­n. Zuletzt gab es das von 1997 bis 2002 mit dem konservati­ven Präsidente­n Jacques Chirac und dem Sozialiste­n Lionel Jospin als Premiermin­ister.

577 Posten müssen neu besetzt werden

Diesmal ist allerdings alles anders, denn bisher haben einander Konservati­ve und Sozialiste­n an der Macht abgelöst. Mit Emmanuel Macron stellt erstmals eine neue politische Bewegung den Staatschef. Die Bewegung En Marche!, die bisher noch gar keine politische Partei ist und – da ja erst gegründet – über keinen einzi- gen Sitz in der Nationalve­rsammlung verfügt.

Das ist die neue Mammutaufg­abe, die Emmanuel Macron jetzt ganz schnell angehen muss, hat er doch versproche­n, in jedem Wahlkreis in Frankreich mit einem eigenen Kandidaten bei der Parlaments­wahl antreten zu wollen – und Frankreich hat 577 Wahlkreise. Macron muss also in den nächsten Tagen 577 Posten besetzen. Noch ist offen, welche Politiker von links, rechts oder auch aus dem Zentrum möglicherw­eise zu Macron überlaufen.

Sicher ist nur: Für eine wirklich stabile Regierung, die seine Versprechu­ngen auch umsetzen kann, muss Macron die Parlaments­wahlen am 11. und 18. Juni gewinnen.

Sein Amt wird Macron kommenden Sonntag von seinem glücklosen Vorgänger Hollande übernehmen. Und seine erste offizielle Auslandsre­ise, hat Macron bereits angekündig­t, wird ihn zu Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel führen.

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Seite an Seite traten der neue und der alte Präsident Frankreich­s, Emmanuel Macron und François Hollande, bei der Kranzniede­rlegung am Tag des Sieges über Nazi- Deutschlan­d auf.

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