Feier im Schatten
Europa hat einen guten Grund zu feiern. Und damit ist nicht die Galgenfrist gemeint, die die Wahl in Frankreich der EU verschafft. Die Politik soll P ause machen, wenn ab heute wieder ganz Europa beim größten Sang es wettstreit zusammenkommt. Aber wirklich unpolitisch ward er Eurovision Song Con test in Wahrheit nie, auch wenn das in den Statuten festgeschrieben ist. Schon damals nicht, als Nicole mit„ Ein bisschen Frieden“gegen die nukleare Aufrüstung ansang. Oder als die Türken undZyprioten trotz desZypern- Konflikts auf derselben Bühne standen. Und schon gar nicht im vergangenen Jahr, als die Ukraine mit dem emotionalen Lied einer Krim tatar in Russland auf die Plätze verwies.
Auch heuer wieder spielte die Politik bereits im Vorfeld eine Hauptrolle, als der russischen Teilnehmerin die Reisen ach Kiew verweigert wurde. Journalisten aus Russland lässt man ebenfalls nicht zu. So wird die Show bühne zu einem weiteren Brand herd zwischen den beiden Ländern.
Kiew hat sich für den ESC auf Hochglanzpoliert– Obdachlose wurden aus der Stadtge karrt, Straßen hunde angeblich brutal abgeschlachtet. Mit Prunk und Glamour will man den Schleier des schönen Scheins über die Probleme des Landes legen.
Wenn heute das R ampen lichter strahlt, dann wirdfü reinen kurzenMoment die Politik tatsächlich von süßem Kaugummi-Pop übertönt werden. Doch es bleibt der bittere Beigeschmack, dass Europa dieser Tage nicht ohne einen Schatten feiern kann.