Kronen Zeitung

Ganove mit Federn

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Ihab

an Freund, der is Falkner“, sagte Herr E. zum Bezirksric­hter. „ Ma mecht des gar net glaubn, dass a Vogl so gscheit is und für an Menschn auf de Jagd geht, aber ein Falke macht das. Unlängst war i dabei, wia mei Freund mit so an Vogel in der freien Natur seine Kunststück­ln gmacht hat. I bin ja sehr guat mit mein Freund, scho seit Kindheit auf, da warn ma alle zwa bei de rotn Falkn, und drum hat er ma, wia ma dann in an Wirtshausg­artn gsessn san, den Jagdfalkn anvertraut. I hab eahm haltn dürfn. Der Vogl is auf meiner Faust gsessn, auf an Handschuac­h.

Mei Freund war grad in der Kuchl, schaun, was zum Habern gibt, setzt se aner zuwe und sagt: , Mei Liaber, es sads zwa Banditen. Es wülderts da mit an dressiertn Geier.‘

Sag i: , Redn S net so an Stuss zsamm. Das ist ein Jagdfalke.‘

Mant er: , Na guat, is er a Fäukl; aber fangt für eich de Hasn, i hab ja zuagschaut. Es schickts eahm auffe, und der steßt von der Luft obe wia a Jagdbomber. Net schlecht, wias es des machts. Drei Hasn hat er eich ohkraglt, und es sitzts da wia de Lords. Es brauchts gar kane rußgeschwä­rzten Gesichter, wias früher de Wülderer ghabt habn. Gib her an Hasn! I hau mirn daham in de Pfann, und halt de Goschn.‘

Sag i: , De Goschn kö nnen S so aa haltn! Weil der Falke jagt offiziell, mir habn an Erlaubniss­chein.‘

Deut er auf de Augenbindn von dem Vogel und sagt: , Of- fiziö h? Wiaso tragt er denn dann a Maskn? Damit eahm kaner kennt! Des Vieh schaut aus wia a Stanbruade­r, es fehlt eahm nur des gstrafte Ruaderleib­erl und a Leukop lastp ickerl im Gsicht! Dann is er a Ganove mit Federn, wia er im Büachl steht! I hab was über für an gefiederte­n Strawanzer, aber mitn Schmäh dürfn S mi net nehma, weil a Pülcher bin i selber!‘

Dabei wollt er den Falkn kump anenhaft übern Goder streicheln; aber der hat eahm sofort ane griebn, dass dem Herrn sei rechter Ringfinger aufs Dop p elte angschwoll­en is. Mir zahln nix, was greift er hin. Außerdem hat der Herr auf sein Ringfinger no nie an Ring – geschweige denn an Ehering – tragn.“

Ein ärztliches Gutachten über die Verletzung wird eingeholt. „ I bin gsp annt“, so der Angeklagte.

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