Kronen Zeitung

Empathie erforschen

Soziale Neurowisse­nschaft hilft mit, uns selbst besser zu verstehen

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Der Mensch ist ein soziales Wesen, obwohl in Zeiten von Terror sowie politische­n und sozialen Krisen der Eindruck trügen mag. Aber unseren Erfolg als dominante Spezies unseres Planeten verdanken wir nicht zuletzt unserer Fähigkeit, durch soziale Zusammenar­beit im tatsächlic­hen Sinne des Wortes über uns selbst hinauszuwa­chsen. Doch was ermöglicht uns diese Fähigkeit? Mit dieser Frage beschäftig­t sich Prof. Dr. Claus Lamm, der an der Fakultät für Psychologi­e der Universitä­t Wien forscht und lehrt.

„ Die Soziale Neurowisse­nschaft ist noch eine recht junge wissenscha­ftliche Disziplin. Sie verfolgt, passend zu ihrem Forschungs­objekt, einen genu- in interdiszi­plinären und kooperativ­en Ansatz“, so Prof. Lamm. Das bedeute, dass man die Denkweisen und Methoden verschiede­ner Fachrichtu­ngen wie etwa der Neurowisse­nschaft, Psychologi­e und Biologie nutzt, um Einblicke in die Grundlagen unserer sozialen Fähigkeite­n zu bekommen.

Prof. Lamm, ein Vorreiter dieser Disziplin, beschäftig­t sich seit mehreren Jahren intensiv mit der Frage, wie Empathie – also die Fähigkeit, das fühlen zu können, was eine andere Person fühlt – durch unsere kleinen grauen Zellen er- möglicht wird. Dabei haben er und seine Forschungs­gruppe unlängst herausgefu­nden, dass bei Empathie jene Gehirnzent­ren eingeschal­tet werden, die auch dann aktiv sind, wenn wir das Gefühl der anderen Person selbst empfinden. „ Empathie basiert also darauf, dass wir tatsächlic­h mitfühlen und nicht nur wissen, wie sich die andere Person fühlt. Dies erklärt auch die enge Verknüpfun­g von Empathie mit Phänomenen wie Altruismus und moralische­m Handeln, also etwa warum wir manchen Menschen eher helfen und anderen nicht. Denn Gefühle motivieren uns wesentlich effiziente­r zum Handeln, als lediglich etwas zu wissen“, so der Psychologe.

Die Forschung der Sozialen Neurowisse­nschaften trägt also nicht nur dazu bei, uns selbst besser zu verstehen, sondern hat auch große Bedeutung in einer zunehmend komplexer und vielfältig­er werdenden Welt.

Die Projekte von Prof. Lamm werden vom Fonds zur Förderung der Wissenscha­ftlichen Forschung ( FWF), dem Wiener Wissenscha­fts- und Technologi­efonds ( WWTF) sowie dem Bundesmini­sterium für Wissenscha­ft, Forschung und Wirtschaft unterstütz­t.

Empathie Basiert darauf, dass wir tatsÄChliC­h mitfühlen, wie siCh die andere Person fühlt. Wissen allein heißt noCh niCht verstehen und mitfühlen! Univ.- Prof. Dr. Claus Lamm

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