Und was kommt jetzt?
Mit
knapper Zweidrittelmehrheit haben die Franzosen Emmanuel Macron zum jüngsten Präsidenten gewählt, den die Republik jemals hatte. Viele Wähler haben ihn aber nicht aus purer Überzeugung gewählt, sondern weil sie von den sogenannten etablierten Parteien die Schnauze voll hatten und aus Mangel an Alternativen. Darüber hinaus hat es ihm Marine Le Pen auch zu leicht gemacht. Denn dass ihr diverse Aussagen und Auftritte im Finale mehr geschadet als genützt haben, liegt auf der Hand.
Merkel & Co. jubeln, ihnen ist vermutlich ein ganzer Lastenzug voller Granitsteine von der linken Seele gefallen. Hauptsache, ein EU- Kritiker wurde verhindert und ein EUPhoriker gewählt. Sie übersehen allerdings etwas. Denn leicht wird es weder für noch mit Macron. Weder für Frankreich. Noch für Europa.
Denn es geht um einen Riss, der sich durch Europa seinen Weg bahnt. Ein Riss in der Gesellschaft, geboren durch wachsendes Misstrauen in überwiegend verantwortungslose Politik seit der Jahrtausendwende. Auch in Frankreich hat knapp die Hälfte der Wähler ein Problem mit der EU von heute. Sehr viele haben ein Problem mit den Nachteilen der Globalisierung. Nicht gerade wenige sehen eher nur überschaubare Zukunftschancen für die eigene Jugend. Selbst von denen, die Macron gewählt haben, sind nur weni- ge von seiner Arbeitsmarktpolitik überzeugt.
Es ist völlig nachvollziehbar, dass Frankreich den Altparteien und ihren Akteuren die Rote Karte gezeigt hat. Für das beherzte Vorhaben, die total verkrusteten französischen Strukturen aufzubrechen, kann man ihm nur die Daumen drücken. Bezüglich seiner Vorstellungen über eine erneuerte EU – der rasche Ausbau einer Fiskalunion, eine Sozialunion, ein gemeinsamer EU- Finanzminister und eine EU- Armee – kann ich nur hoffen, dass er scheitert.
Denn spätestens Ende des Jahres könnte die deutsch- französische Achse noch gefährlicher für eine solide Zukunft Europas werden. Nämlich dann, wenn Angela Merkel aus Mangel an Alternativen neuerlich zur Kanzlerin und Regierungschefin Deutschlands gewählt wurde. Grund zum Jubeln gibt es also wirklich nicht. Vor allem nicht für Menschen, denen das Europa und die EU von heute schon jetzt viel zu abgehoben und fremd geworden ist.