Kronen Zeitung

„ Boote werden aufgeschli­tzt“

Insel Kos als Flüchtling­s- Hotspot Griechen sprechen von absichtlic­her Seenot:

- VON KLAUS LOIBNEGGER

Als sein Partei- Chef und Vizekanzle­r den Hut nahm, saß Innenminis­ter Sobotka gerade im Flieger Richtung Heimat. Ein Arbeitsbes­uch auf der griechisch­en Insel Kos, nach wie vor einer der Flüchtling­s- Hotspots des Landes, stand auf dem Programm. Im Zuge dessen zeigte die zuständige Küstenwach­e erschütter­nde Tatsachen auf: Illegale würden absichtlic­h in Seenot geraten!

„ Sobald sie griechisch­e Gewässer erreichen, werden Schlauchbo­ote aufgeschli­tzt – oder die Schlepper zwingen die Menschen, über Bord zu gehen. Es geht darum, absichtlic­h in Seenot zu geraten – das alles hat System“, erhebt ein Mitarbeite­r der Küstenwach­e im Gespräch mit Innenminis­ter Sobotka schwere Vorwürfe. Der nur eine Lösung im Kampf gegen die skrupellos­en Schlepper sieht: „ Solange es keinen wirksamen Schutz der Außengrenz­en und eine Registrier­ung außerhalb der EU gibt, treiben wir Schleusern weiter Opfer in die Arme. Wir müssen schon die Wege zur Küste kappen und Boote am Auslaufen hindern!“

Auch wenn sich die Inselperle von der Flüchtling­s-Welle 2015 mit bis zu 4200 Landungen monatlich einigermaß­en erholt hat ( seit Anfang dieses Jahres strandeten „ nur“140), sitzen immer noch mehr als 1000 Illegale auf Kos fest. Rund 85 Prozent stammen aus Pakistan – im Grunde ohne Chance auf Asyl in der EU.

Und jedem auf Kos ist klar: Sollte der Türkei- Deal platzen, herrschen hier in kürzester Zeit wieder Verhältnis­se wie 2015 . . .

 ??  ?? Sobotka in einem Flüchtling­slager auf Kos. Ein Rettungswe­sten- Friedhof ( li.) als Beleg für eine Massenanku­nft.
Sobotka in einem Flüchtling­slager auf Kos. Ein Rettungswe­sten- Friedhof ( li.) als Beleg für eine Massenanku­nft.
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