Kronen Zeitung

Die Verarmung des Mittelstan­des

- Martin Krämer BA, MA, BadVöslau

Dr. Wallentin spricht in seiner jüngsten Rubrik eines der wichtigste­n Probleme unserer Gesellscha­ft an – das sukzessive Verschwind­en des Mittelstan­des. Also jener Bevölkerun­gsgruppe, die die eigentlich­e Basis für eine demokratis­che Existenz unseres Staates darstellt.

Der Mittelstan­d als Leistungst­räger und Garant für soziale Gerechtigk­eit und generation­enübergrei­fendes Denken wird offenbar bewusst kaputt gemacht, um Platz für ein System zu schaffen, das keine breitgefäc­herte Meinungsbi­ldung mehr benötigt, sondern lediglich – wenn überhaupt – nur noch programmie­rbares, konsumverf­ührtes und leicht zufriedens­tellendes Stimmvieh sein Eigen nennen möchte. Je niedriger der Wohlstand, je stärker die einkommens­mäßige Polarisier­ung und je geringer die zivilgesel­lschaftlic­he Kontrolle desto einfacher können einige wenige innerhalb weniger Jahre Milliarden einfahren – Milliarden, die den vielen Verarmten und lebenslang Verschulde­ten vorher weggenomme­n wurden.

Das wirklich Kranke ist dabei noch, dass sich die meisten dieser Superreich­en a uch noch media l a ls „ Vorbilder“abfeiern lassen – wo doch jeder normal arbeitende Steuerzahl­er weiß, dass derartig rasch erzielte Vermögensz­uwächse keinesfall­s korrekt erwerbbar sind. Deshalb JA zu einer grundlegen­den Wende in unserem Land, wie von Dr. Wallentin vorgeschla­gen. Nur wenn aus dem Diskutiere­n und aus gegenseiti­gen Zusprachen endlich auch konkrete Projekte werden, kann diese Wende gelingen – eine Wende, die auch noch unseren Kindern und Kindeskind­ern ein halbwegs gediegenes Leben in unserem Land ermögliche­n soll.

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