„ Schauen über das M ittelmeer“
57. Biennale von Venedig: „ Viva Arte Viva“in Giardini & Arsenal startet Freitag
Kunst leben, Kunst erfahren, Kunst spielen: So breit gefächert wie der Begriff Kunst an sich ist, so bunt ist nach erstem Eindruck die Biennale 2017; Motto: Viva Arte Viva. Manche, wie etwa Österreich mit Stars wie Brigitte Kowanz und Erwin Wurm, setzen auf Renommiertes, andere auf schick wirkende Experimente.
Rund 86 internationale Teilnehmer hat die Biennale dieses Jahr: Unterschiedlich wie die Herkunft der Künstler und Künstlerinnen präsentieren sie sich auch beim ersten Durchwandern der Pavillons in den Giardini.
Video- und Hightech- Installationen sind beinahe verschwunden, und Auffallen um jeden Preis ist bedingt angesagt. Auch wenn es Länder wie Deutschland mit Anne Imhofs „ Faust“Installation – der deutsche „ Dom der Kunst“wurde mit Bauzäunen abgeschirmt, im Inneren geht man über einen Glasboden zu einer Performance – oder Großbritannien mit Phyllida Barlows den Pavillon umspielenden und füllenden Riesenskulpturen versuchen.
Auffallend besonders der österreichische Beitrag: Nach Jahren der starken Reduktion und „ Überhang des Geistes“zog Bewährtes in Josef Hoffmanns signifikanten Pavillon. Brigitte Kowanz, Grande Dame der österreichischen Kunst mit internationalem Renommee, erweiterte den Bau in Richtung Garten und setzt mit ihren neuen Lichtskulpturen Zeichen der Zeit. Sie weckt Assoziationen mit kleinen Hinweisen wie „ Google 15. 09. 1997“, „ Wikipedia 15. 01 2011“oder „ iPhone 09. 01. 2007“auf dem Boden. Und weist damit auf die Rasanz der Veränderungen hin. Kowanz lässt mit ihrem jüngsten Werk „ Infinity and Beyond“innehalten, nachdenken
In drei Räumen „ inszenierte“Erwin Wurm seine Kunst mithilfe österreichischer Studenten und Studentinnen. Requisiten und ein alter Wohnwagen werden in Rotation „ belebt“, werden dabei aber selbst durch starre Haltungen zu toter Materie. „ Hingucker“( so eine deutsche Kollegin) ist aber sein auf die Kühlerhaube gestellter Klein- Lkw vor dem Bau. Dessen Ende der Ladefläche wurde zur Aussichtsplattform umfunktioniert: „ Still stehen und über das Mittelmeer schauen“, rät er darauf seinem Publikum. Und erinnert wohl an „ Boatpeople“und Schlepper beim Transit – mit grünem Blick in Richtung Lido! ( Über internationale Trends der 57. Biennale lesen Sie morgen.)