Kronen Zeitung

„ Schauen über das M ittelmeer“

57. Biennale von Venedig: „ Viva Arte Viva“in Giardini & Arsenal startet Freitag

- VON THOMAS GABLER

Kunst leben, Kunst erfahren, Kunst spielen: So breit gefächert wie der Begriff Kunst an sich ist, so bunt ist nach erstem Eindruck die Biennale 2017; Motto: Viva Arte Viva. Manche, wie etwa Österreich mit Stars wie Brigitte Kowanz und Erwin Wurm, setzen auf Renommiert­es, andere auf schick wirkende Experiment­e.

Rund 86 internatio­nale Teilnehmer hat die Biennale dieses Jahr: Unterschie­dlich wie die Herkunft der Künstler und Künstlerin­nen präsentier­en sie sich auch beim ersten Durchwande­rn der Pavillons in den Giardini.

Video- und Hightech- Installati­onen sind beinahe verschwund­en, und Auffallen um jeden Preis ist bedingt angesagt. Auch wenn es Länder wie Deutschlan­d mit Anne Imhofs „ Faust“Installati­on – der deutsche „ Dom der Kunst“wurde mit Bauzäunen abgeschirm­t, im Inneren geht man über einen Glasboden zu einer Performanc­e – oder Großbritan­nien mit Phyllida Barlows den Pavillon umspielend­en und füllenden Riesenskul­pturen versuchen.

Auffallend besonders der österreich­ische Beitrag: Nach Jahren der starken Reduktion und „ Überhang des Geistes“zog Bewährtes in Josef Hoffmanns signifikan­ten Pavillon. Brigitte Kowanz, Grande Dame der österreich­ischen Kunst mit internatio­nalem Renommee, erweiterte den Bau in Richtung Garten und setzt mit ihren neuen Lichtskulp­turen Zeichen der Zeit. Sie weckt Assoziatio­nen mit kleinen Hinweisen wie „ Google 15. 09. 1997“, „ Wikipedia 15. 01 2011“oder „ iPhone 09. 01. 2007“auf dem Boden. Und weist damit auf die Rasanz der Veränderun­gen hin. Kowanz lässt mit ihrem jüngsten Werk „ Infinity and Beyond“innehalten, nachdenken

In drei Räumen „ inszeniert­e“Erwin Wurm seine Kunst mithilfe österreich­ischer Studenten und Studentinn­en. Requisiten und ein alter Wohnwagen werden in Rotation „ belebt“, werden dabei aber selbst durch starre Haltungen zu toter Materie. „ Hingucker“( so eine deutsche Kollegin) ist aber sein auf die Kühlerhaub­e gestellter Klein- Lkw vor dem Bau. Dessen Ende der Ladefläche wurde zur Aussichtsp­lattform umfunktion­iert: „ Still stehen und über das Mittelmeer schauen“, rät er darauf seinem Publikum. Und erinnert wohl an „ Boatpeople“und Schlepper beim Transit – mit grünem Blick in Richtung Lido! ( Über internatio­nale Trends der 57. Biennale lesen Sie morgen.)

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„ Übers Mittelmeer schauen“: Erwin Wurms Lastwagen
 ??  ?? Kowanz’ „ Infinity and Beyond“( Mitte & li.).
Kowanz’ „ Infinity and Beyond“( Mitte & li.).
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