Kronen Zeitung

Nur einmal etwas Großes

Was Politik vom Biennale- Star Wurm lernen kann

-

Drozda lacht. Das wäre an sich keine Nachricht. Ist es aber, weil das beim Kanzleramt­sminister nicht zur zentralen Grundhaltu­ng zählt und es bei einem Mitglied einer sich in Auflösung befindlich­en Regierung nicht selbstvers­tändlich ist. Aber vielleicht lacht Drozda, weil er nicht in Wien, sondern in Venedig ist. Vielleicht lacht er, weil es Österreich­s Superstark­ünstler Erwin

Wurm geschafft hat, bei der Biennale einen Lkw senkrecht auf die Schnauze zu stellen, damit man von oben aufs Mittelmeer schauen kann, man aber genau nirgendwoh­in sieht.

Und in diesem Sinne ähneln sich die Blasenbewo­hner aus Politik und Kunst: mit einer absurden Show, die viel Publikum anlockt, aber keiner weiß, worum es geht. Nur die schicken Biennale- Gäste sind noch schlimmer und noch fitter, die Phrasen noch ausgesucht­er.

Typischer Dialog: „ Erfunden wird heute nichts mehr“– „ Es weiß zwar keiner, worum es geht, aber wir feiern trotzdem.“– „ Sehr schön fand ich die Auflösung der Frage, wohin uns die Digitalisi­erung führt“– „ Ob das der große Wurf ist, sei dahingeste­llt“– „ Ein wenig enttäusche­nd finde ich die Arbeiten von XY“. So in der Art wird hier geredet, denn es ist immer einfacher zu lästern, als zu preisen.

Eine Lehre kann Drozda von der Biennale seiner Regierung am Beispiel von Erwin Wurm mit nach Hause bringen: Wenn einem einmal etwas Großes gelungen ist, ist es egal, was danach geboten wird – danach wird lange immer applaudier­t.

Dazu muss aber einmal Großes gelungen sein.

 ??  ?? Lookalike- Wurm: Kanzleramt­sminister Thomas Drozda ( links).
Lookalike- Wurm: Kanzleramt­sminister Thomas Drozda ( links).
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria