Nur einmal etwas Großes
Was Politik vom Biennale- Star Wurm lernen kann
Drozda lacht. Das wäre an sich keine Nachricht. Ist es aber, weil das beim Kanzleramtsminister nicht zur zentralen Grundhaltung zählt und es bei einem Mitglied einer sich in Auflösung befindlichen Regierung nicht selbstverständlich ist. Aber vielleicht lacht Drozda, weil er nicht in Wien, sondern in Venedig ist. Vielleicht lacht er, weil es Österreichs Superstarkünstler Erwin
Wurm geschafft hat, bei der Biennale einen Lkw senkrecht auf die Schnauze zu stellen, damit man von oben aufs Mittelmeer schauen kann, man aber genau nirgendwohin sieht.
Und in diesem Sinne ähneln sich die Blasenbewohner aus Politik und Kunst: mit einer absurden Show, die viel Publikum anlockt, aber keiner weiß, worum es geht. Nur die schicken Biennale- Gäste sind noch schlimmer und noch fitter, die Phrasen noch ausgesuchter.
Typischer Dialog: „ Erfunden wird heute nichts mehr“– „ Es weiß zwar keiner, worum es geht, aber wir feiern trotzdem.“– „ Sehr schön fand ich die Auflösung der Frage, wohin uns die Digitalisierung führt“– „ Ob das der große Wurf ist, sei dahingestellt“– „ Ein wenig enttäuschend finde ich die Arbeiten von XY“. So in der Art wird hier geredet, denn es ist immer einfacher zu lästern, als zu preisen.
Eine Lehre kann Drozda von der Biennale seiner Regierung am Beispiel von Erwin Wurm mit nach Hause bringen: Wenn einem einmal etwas Großes gelungen ist, ist es egal, was danach geboten wird – danach wird lange immer applaudiert.
Dazu muss aber einmal Großes gelungen sein.