Kronen Zeitung

Welt zwischen Kunst und Folklore

57. Biennale Venedig, „ Via Arte Viva“– auch Kunstsuper­markt & „ neue Schäbigkei­t“

- VON THOMAS GABLER, Venedig

Die weite Welt der Kunst, dieses Jahr von A wie Albanien bis Z wie Zimbabwe, die bedrohte Welt der ökologisch­en und politische­n Verwerfung­en ( und deren strikte Negation) sind heuer große Themen der 57. Biennale. Das passiert aber recht unspektaku­lär in den Giardini ebenso wie in den Hallen des Arsenale. Künstler aller Erdteile sehen den Menschen samt dessen Zukunft . . .

Und diese Zukunft sieht eher gleichförm­ig aus. Wohldosier­t in Sachen Kritik an der Wirklichke­it, präsentier­en sich die Werke, sowohl der paar renommiert­en wie auch der vielen jungen Macherinne­n und Macher in den Länderpavi­llons und im Arsenale- Schwerpunk­t zu „ Viva Arte Viva“u. a. mit Themen wie Erde, Traditione­n, Schamanen, Dionysisch­es oder Farben.

Folklorist­isches trifft auf Installati­on, Videoclips auf das tägliche Leben. Es wurde gemalt, gezimmert, gestaltet, genäht, gewachst, im Zivilisati­onsmüll gestöbert etc. Eine Art Kunstsuper­markt der längst bekannten „ neuen Schäbigkei­t“, ein Sammelsuri­um aus Empfindsam­keit, dezenter Rebellion, leisen Hilfeschre­ien.

Leben für die Kunst auch im zentralen Pavillon, der ein paar Stars und Größen des 20. Jahrhunder­ts wie den Österreich­er Franz West, John Waters, Raymond Hains oder Frances Stark mit der Avantgarde mischt.

Das ergibt ein buntes Bild zwischen Aktionismu­s und Abstraktio­n – und mittendrin werkeln junge Talente aus aller Welt an ihrer Kunst. Was auch die mit ihrer Thyssen- Bornemisza­Foundation von Wien nach Prag und London abgewander­te Francesca Habsburg sichtbar erfreut interessie­rte.

In den Giardini gibt sich die Künstlerwe­lt weit etablierte­r, denn einige Staaten setzen – wie Österreich mit der Licht- und Spiegelkün­stlerin Brigitte Kowanz und dem durch seine bizarrphan­tastischen Objekte als Eyecatcher wirkenden Erwin Wurm auf Bewährtes:

Großbritan­nien etwa präsentier­t sich mit der Skulpturen­üppigkeit von Phyllidia Barlow; Australien mit den – wie gemalt wirkenden – Fotografie­n von Tracey Moffatt, die USA mit den opulenten Raumaussta­ttungen von Mark Bradford oder Frankreich mit Xavier Veilhans „ Studio Venezia“samt Live- Musik.

Erstaunlic­h der erstmals entrümpelt­e Pavillon des Gastlandes Italien, das sich auf drei Künstler – Titel: „ Il mondo magico“– konzentrie­rte: In Tendenz und Umsetzung nicht neu, aber perfekt inszeniert ist da der Tod des Heilands – ein Versuch der Konservier­ung ( durch Salz & Glaube) samt totalem Verfall des Körpers des Multimedie­n- Künstlers Roberto Cuoghi.

 ??  ?? Internatio­naler Pavillon: Fotografie­n der Australier­in Tracey Moffatt ( 56) wirken wie gemalt.
Internatio­naler Pavillon: Fotografie­n der Australier­in Tracey Moffatt ( 56) wirken wie gemalt.
 ??  ?? Stars des 20. Jahrhunder­ts im Zentralpav­illon: Roberto Cuoghi ( Italien; li.), Raymond Hains ( Frankreich; Mitte), Franz West( Österreich; re.)
Stars des 20. Jahrhunder­ts im Zentralpav­illon: Roberto Cuoghi ( Italien; li.), Raymond Hains ( Frankreich; Mitte), Franz West( Österreich; re.)
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