Welt zwischen Kunst und Folklore
57. Biennale Venedig, „ Via Arte Viva“– auch Kunstsupermarkt & „ neue Schäbigkeit“
Die weite Welt der Kunst, dieses Jahr von A wie Albanien bis Z wie Zimbabwe, die bedrohte Welt der ökologischen und politischen Verwerfungen ( und deren strikte Negation) sind heuer große Themen der 57. Biennale. Das passiert aber recht unspektakulär in den Giardini ebenso wie in den Hallen des Arsenale. Künstler aller Erdteile sehen den Menschen samt dessen Zukunft . . .
Und diese Zukunft sieht eher gleichförmig aus. Wohldosiert in Sachen Kritik an der Wirklichkeit, präsentieren sich die Werke, sowohl der paar renommierten wie auch der vielen jungen Macherinnen und Macher in den Länderpavillons und im Arsenale- Schwerpunkt zu „ Viva Arte Viva“u. a. mit Themen wie Erde, Traditionen, Schamanen, Dionysisches oder Farben.
Folkloristisches trifft auf Installation, Videoclips auf das tägliche Leben. Es wurde gemalt, gezimmert, gestaltet, genäht, gewachst, im Zivilisationsmüll gestöbert etc. Eine Art Kunstsupermarkt der längst bekannten „ neuen Schäbigkeit“, ein Sammelsurium aus Empfindsamkeit, dezenter Rebellion, leisen Hilfeschreien.
Leben für die Kunst auch im zentralen Pavillon, der ein paar Stars und Größen des 20. Jahrhunderts wie den Österreicher Franz West, John Waters, Raymond Hains oder Frances Stark mit der Avantgarde mischt.
Das ergibt ein buntes Bild zwischen Aktionismus und Abstraktion – und mittendrin werkeln junge Talente aus aller Welt an ihrer Kunst. Was auch die mit ihrer Thyssen- BornemiszaFoundation von Wien nach Prag und London abgewanderte Francesca Habsburg sichtbar erfreut interessierte.
In den Giardini gibt sich die Künstlerwelt weit etablierter, denn einige Staaten setzen – wie Österreich mit der Licht- und Spiegelkünstlerin Brigitte Kowanz und dem durch seine bizarrphantastischen Objekte als Eyecatcher wirkenden Erwin Wurm auf Bewährtes:
Großbritannien etwa präsentiert sich mit der Skulpturenüppigkeit von Phyllidia Barlow; Australien mit den – wie gemalt wirkenden – Fotografien von Tracey Moffatt, die USA mit den opulenten Raumausstattungen von Mark Bradford oder Frankreich mit Xavier Veilhans „ Studio Venezia“samt Live- Musik.
Erstaunlich der erstmals entrümpelte Pavillon des Gastlandes Italien, das sich auf drei Künstler – Titel: „ Il mondo magico“– konzentrierte: In Tendenz und Umsetzung nicht neu, aber perfekt inszeniert ist da der Tod des Heilands – ein Versuch der Konservierung ( durch Salz & Glaube) samt totalem Verfall des Körpers des Multimedien- Künstlers Roberto Cuoghi.