Blödelpause
Geben wir es doch einfach zu: Wahlkampf ist auch großes Kino. Da ziehen die wackeren Gladiatoren in die Arena ein, und das Publikum schaut, wer dann am Ende das massenmediale Kolosseum in welchem Zustand verlässt.
Dazwischen gibt es noch seichtere Unterhaltung wie die „ Vollholler“- Affäre, weil sich auch jeder gerne unter seinem Niveau amüsiert.
Aber seit gestern herrscht Blödelpause.
SPÖ und ÖVP haben nun einen entschieden seriöseren Ton angeschlagen. Etwa bei der Debatte über die Streichung der Entwicklungshilfe für Krisenstaaten auf dem afrikanischen Kontinent. Außenminister Sebastian Kurz will Ländern, die Flüchtlinge nicht zurücknehmen, das Geld vorenthalten. Und das mit durchaus nachvollziehbaren Argumenten. Bundeskanzler Christian Kern hält das für keinen praktikablen Weg. Und auch Kern führt für seine Position gute Erklärungen ins Treffen.
Mit wahlkampfbedingten Unschärfen, aber nicht weniger sachbezogen die am Mittwoch präsentierten neuesten Steuer- Vorschläge der SPÖ zur Gegenfinanzierung der Koalitionsbedingungen.
Und schließlich hat die Regierung den Beschäftigungsbonus beschlossen. Darüber hatten SPÖ und ÖVP lange verhandelt, bis das Ding unter Dach und Fach gebracht werden konnte. Offenbar bringt eine geplatzte Koalition mehr weiter als eine intakte.
Wenn diese Sachlichkeit so weitergeht, könnte es glatt sein, dass man sich eines Tages noch mit Wehmut an die rot- schwarze Koalition erinnern wird.