„Wissen, was die Stimme braucht“
Anja Kam pe sin gt in Wien Beeth ovens „ Neunte“und Kundry
Als sie im Jahr 2003 an der Washington National Opera debütierte, war das für die großen Opernhäuser ein Signal: Anja Kampe trat an der Seite Plácido Domingos als gefeierte Sieglinde in Wagners „ Walküre“an. Schlagartig wurde sie zur vielgefragten Sopranistin ( und sehr bald nicht nur des Wagner- Fachs).
„ Es gibt so viele Angebote“, lacht Anja Kampe, „ aber gewisse Partien überlege ich mir sehr gut. Man muss wissen, was die eigenen Stimme braucht. Und ich muss warten, wie sich meine Stimme entwickelt. Etwa im Fall Elektra.“Für die Salzburger Festspiele 2020 wollte Franz Welser- Möst sie für Elektra. „ Ich habe abgesagt!“So auch bei Ariadne. Einmal im Jahr Isolde ist hingegen okay . . .“
Gestern trat sie im Musikverein mit Beethovens „ Neunter“unter Philippe Jordan an ( Wiederholung: heute, Donnerstag). „ Lange hatte ich zur Sopranpartie der , Neunten‘ wie zur , Fidelio‘- Leonore ein eher zweispältiges Verhältnis. Ich habe es über Kammermusik geschafft, Beethovens Stimmbehandlung zu verstehen und zu beherrschen.“
Inzwischen singt Kampe Fidelio, etwa in Wien oder 2020 in einer Neuinszenierung in Zürich. Genauso wie Isolde, Tove in den Gurreliedern, Lisa, Donna Elvira, Elisabeth, Jenufa, Elsa, Ortrud, Odabelea. Oder Senta unter Valery Gergiev an der Met 2020. „ Die Mailänder Scala hat wegen der , Toten Stadt‘ angefragt. Dem Haus bin ich verbunden, weil ich dort 1997 bis 1999 im Opernstudio war . . .“Brünnhilde – zuletzt bei Thielemanns Salzburger Osterfestspie- len – gehört zu ihren Lieblingspartien. Wie Kundry. Mit dieser Partie ist sie im April 2018 an der Staatsoper, aber auch in Philippe Jordans neuer Produktion in Paris zu hören. Kampe zählt zu den viel reisenden Stars – nur fallweise wohnt sie in München: „ Tristan“in Berlin, Sieglinde in München, Isolde unter Daniel Barenboim in Berlin ( Regie: Dmitri Tschernjakov), „ Tosca mit Alvis Hermanis. Nur Bayreuth lehnt sie ab: „ Thielemann wollte mich wieder, aber da habe ich Erfahrungen gemacht . . .“