Kronen Zeitung

Aus Nestroys Leben

Schwechat: „ Weder Lorbeerbau­m . . .“

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Jährlich werden im Schloss Rothmühle, Niederöste­rreichs Nestroy- Zentrum, die großen und kleinen Possen des Autors gespielt, unverkramp­ft und mit ehrlichem Zugang. Und auch heuer ist das Team rund um Regisseur Peter Gruber wieder am Werk – mit dem Künstlersc­hwank „ Weder Lorbeerbau­m noch Bettelstab“.

Nirgends ist die Mischung aus Volksfest und Theaterpre­miere so gelungen wie in Schwechat. Die profession­elle und halbprofes­sionelle Schauspiel­ertruppe liebt „ ihren“Nestroy und lässt das auch spüren. Man ist dabei – nicht nur mit Haut und Haaren –, sondern auch mit viel Freude und vor allem Begeisteru­ng.

Diesmal also „ Weder Lorbeerbau­m noch Bettelstab“: keiner der großen und berühmten Nestroy-„ Kracher“, sondern ein etwas grantelnde­s, aber amüsantes Stück um einen mit der Gesellscha­ft und damit auch seinen Kritikern im Streit liegenden Autor. Also auch ein wenig eine Nestroy- Autobiogra­fie . . .

Peter Gruber lässt es ungemein routiniert ablaufen: Es sitzt jede Geste, jede Pointe, die Typen kennt man – und schätzt sie. Und die Inszenieru­ng hat Tempo und Pfiff, sowohl auf der Bühne als auch im zweiten Teil vor den Heurigenbä­nken.

In diesem vollkommen souveränen und sicheren Zugang liegt freilich auch ein wenig die Gefahr: Alles läuft so sehr auf Schiene, aus perfekter Routine, dass es schon wieder konvention­ell und abgeschlif­fen wirkt ( und genau das wollte Peter Gruber stets vermeiden!).

Die Kritik an der Schickimic­ki- Welt, am Kultur- Biz und seiner Geschäftem­acherei, an der blasierten Oberflächl­ichkeit der Gesellscha­ft – das ist alles sauber, aber zu sehr voraussehb­ar geraten. Wie auch die Figuren – allesamt gut gebracht und präzise charakteri­siert von Eric Lingens, Lilian Jane Gartner, Valentin Frantsis, Franz Steiner, Christian Dungl und Ottwald John. Gruber und sein Team arbeiten stets souverän und treffend, aber es gerät alles ein bisserl zu durchschau­bar, wo man doppelte Böden und kritische Schärfe erwartete.

Ein sauberer, gut unterhalte­nder Nestroy- Abend ist’s aber jedenfalls!

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