Kronen Zeitung

Die Spannung steigt: Trump trifft auf Putin Hamburg wird zur Festung mit 20.000 Polizisten

Merkels großer G20- Gipfel als Plattform Neuer Krach Erdoğans mit Deutschlan­d Chinas Staatschef plant großen Auftritt

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Hamburg.–Den Segen des Papstes hat Angela Merkel schon: Franziskus hat ihr Rücken deckung für ihr G20- Abenteuer gegeben. Die kann die Kanzlerin gut gebrauchen. Denn der Gipfel bietet ihr Chancen, aber noch mehr Risiken. Und er kann Nebenwirku­ngen haben.

Am 7. und 8. Juli ist Merkel Gastgeberi­n der Staats- und Regierungs­chefs der 20 wichtigste­n Wirtschaft­smächte aller Kontinente. Sie berät mit ihnen über Klimaschut­z, Wirtschaft­sentwicklu­ng, Terrorismu­s- und Krisen- Bekämpfung – also über alle größeren Probleme dieser Welt.

US- Präsident Donald Trump, der russische Präsident Wladimir Putin, Chinas Staatschef Xi Jinping – die mächtigste­n Männer der Welt werden bei der mächtigste­n Frau der Welt am Tisch sitzen. Die „ Gruppe der 20“steht für 64% der Weltbevölk­erung und 80% der weltweiten Wirtschaft­sleistung.

Und das sind die vier größten Risiken dieses Super- Gipfels in der aus den Fugen geratenen Welt:

Fährt Trump auch diesen Gipfel an die Wand?

DONALD TRUMP: Der USPräsiden­t hat schon im Mai im sizilianis­chen Taormina beim G7- Treffen bewiesen, dass er ganz alleine einen Gipfel an die Wand fahren kann. Beim Klimaschut­z konnte seinetwege­n keine Einigkeit festgestel­lt werden – ein beispiello­ser Vorgang in der Geschichte dieser Gipfeltref­fen.

Eine umfassende Erklärung zur Flüchtling­skrise ließ Trump platzen und brüskierte damit die italie-

nischen Gastgeber, die sich dafür eingesetzt hatten. Wenn schon unter den sieben großen westlichen Wirtschaft­smächten nur noch ein Minimalkon­sens möglich ist, wird es mit China und Russland wohl kaum einfacher.

WLADIMIR PUTIN: Seitdem der russische Präsident wegen der Krim- Annexion aus dem G8- Gipfelform­at geworfen wurde, sind die G20Gipfel die einzigen Konferenze­n, bei denen er auf den Westen trifft. Diesmal werden sich alle Augen auf seine erste Begegnung mit Trump richten.

Von der US- Affäre um russischen Einfluss auf die Präsidents­chaftswahl bis zur Diskussion um neue Sanktionen hat sich einiges angestaut zwischen den beiden. Die Begegnung hat das Potenzial, den eigentlich­en Gipfel in den Schatten zu stellen.

RECEP ERDOĞAN: Die deutsch- türkischen Beziehunge­n bewegen sich seit Monaten von Tiefpunkt zu Tiefpunkt. Die jüngste Epi- sode in dem Drama ist das deutsche Verbot für eine Erdoğan- Großverans­taltung am Rande des G20- Gipfels vor seinen Landsleute­n.

In dieser Situation käme der türkische Präsident zum ersten Mal seit seinem Sieg beim Verfassung­sreferendu­m im April nach Deutschlan­d. Aber vielleicht sagt der unberechen­bare Staatschef seine Teilnahme am Gipfel ab, um Gastgeberi­n Merkel die Suppe zu versalzen.

Die deutsche Regierung hat Erdoğans Nazi- Vergleiche und den erzwungene­n Abzug deutscher Soldaten aus der Türkei nicht verges- sen. Die deutsche Luftwaffe war dort im NATO- Einsatz gegen den IS.

KRAWALLE: Das vielleicht größte Risiko wird vor den Toren des dann streng abgeriegel­ten Gipfelgelä­ndes der Hamburger Messe lauern. Die Behörden rechnen damit, dass neben vielen tausend friedliche­n Demonstran­ten auch bis zu 8000 gewaltbere­ite aus dem In- und Ausland anreisen werden.

Krawalle könnten das Gipfelgesc­hehen überschatt­en, wie es in der Vergangenh­eit schon häufig der Fall war. Eine linksradik­ale Demonstrat­ion am Tag vor dem Spitzentre­ffen steht unter dem Motto „ G20 – Welcome to hell“– „ Willkommen in der Hölle“.

Und welche Nebenwirku­ngen sind für Merkel zu erwarten? Zweieinhal­b Monate nach dem Gipfel findet die Bundestags­wahl statt. Der Wahlkampf hat längst begonnen, und auch wenn Merkel in Hamburg als Kanzlerin und nicht als CDU- Kanzlerkan­didatin auftritt – sie wird von den Wählern auch als Letztere wahrgenomm­en werden. Ein Gipfelerfo­lg könnte ihr Punktgewin­ne bringen, ein Scheitern Verluste – auch wenn die Wahl sicher nicht in Hamburg entschiede­n wird.

Wenn die Mächtigen der Welt sich beim G20- Gipfel versammeln, ist es vorbei mit der Sommer- Idylle in Hamburg. Es gilt die höchste Sicherheit­sstufe.

Dröhnende Hubschraub­er, gesperrte Straßen und Ausweiskon­trollen: Die immensen Sicherheit­smaßnahmen während des G20- Gipfels Anfang Juli versetzen die Hamburger Innenstadt für mehrere Tage in einen Ausnahmezu­stand.

Um diese Veranstalt­ungsorte werden Sicherheit­szonen eingericht­et. Knapp 20.000 Polizeibea­mte sichern nach Angaben der Polizeigew­erkschaft das Gipfeltref­fen. „ Die Messehalle­n werden eine Festung sein“, sagt deren Vorsitzend­er Lenders.

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