Laue Frauenpower
Perchtoldsdorf: „ Minna von Barnhelm“
Bei den Sommerspielen in Perchtoldsdorf wagt Intendant Michael Sturminger sich mit Lessings „ Minna von Barnhelm“an die Aufklärung. Ganz aus weiblicher Sicht: Die Titelheldin zeigt der Männerwelt, wie weit es mit deren „ Ehre“steht; und Veronika Glatzner zeigt das hübsch adrett, aber ein wenig blutleer und fad inszeniert.
Sommerschön: Am Ende siegt die Liebe! Siegt die Kraft einer Frau, die sich gegen männlichen Starrsinn und das Klammern an einen hohlen Ehrbegriff durchsetzen kann. Darum geht es im Lustspiel „ Minna von Barnhelm“. Wenn die reiche Minna ihrem kurzzeitig verarmten Friedrich von Tellheim nachreist. Der wurde auch noch fälschlich der Bestechung beschuldigt, worauf er sich nicht mehr ehrenwert genug für die Ehe mit der reichen Erbin Minna findet, obwohl sich beide lieben. Mit List kann ihn Minna zurückgewinnen. Heuer hat Veronika Glatzner die Regie übernommen. Man kennt sie als Schauspielerin. Mit ihrer „ Minna“gelingt ihr ein solider Abend, dem aber ein wenig die Spannung, die präzise Pointierung, die letzte Schärfe fehlt. Es zieht sich, vor allem im ersten Teil, ein wenig sehr unter dem Abendhimmel und auf der Spielfläche vor der Burg, wo sich ein durchaus zweckdienliches Mauer- und Stiegenelement als Spielraum dreht. Dort gibt Andreas Patton einen wacker gekränkten Major von Tellheim, den sich Marie- Christine Friedrich mit etwas kühl steifem Aplomb als Minna zurückzuerobern versucht.
Dass hier die große Liebe zu ihrem Recht kommen soll, nimmt man den beiden leider nicht ab. Da sind ihre Untergebenen aus anderem Holz geschnitzt: Anna Unterbergers Franziska ist Minnas gewinnend keck- kokette Kammerjungfer, die sich den sympathisch aufgeweckten Ex- Wachtmeister Tellheims, Paul Werner ( Roman Blumenschein) angelt. Raphael Nicholas hat in mehreren Chargen die Chance, humorig zu sein, und auch Nikolaus Barton überzeugt als Tellheims Bedienter Just, genauso wie Dominik Warta als Wirt.
Ein Rätsel, warum man in Perchtoldsdorf jeden Sommer auch „ musikalisch“sein möchte, singen muss? Ganz besonders das grauenhafte Pseudo- Koloraturgeträller nach der Pause!