Frauen drängen ins Revier der Platzhirsche Was bringt der Reißverschluss?
Wovon träumen Politiker diesen Sommer? Von Palmen, kühlen Getränken, Urlaub? Eher weniger. Sie träumen von Quoten, Vorzugsstimmen und dem drohenden Reißverschluss. Da können sich bei Männern auch mal Albträume einschleichen, Frauen hoffen auf größere KarriereChancen als bisher. Worum geht es?
Es geht um die Reihung der Kandidaten auf Wahllisten. Das ReißverschlussPrinzip bedeutet, dass auf der Liste auf jeden Mann eine Frau folgt oder umgekehrt. In der SPÖ und ÖVP gilt jetzt die strikte Order: Keine Liste ohne Reißverschluss! Klingt gut, bringt aber auch eine Kampfansage an die „ Platzhirsche“, die gern ihr Revier verteidigen. Mehr Macht für Frauen bedeutet ja auch weniger Macht für Männer. „ Dass manche ein bisschen irritiert sind, weil sie um ihre Sessel fürchten, sehe ich schon auch“, offenbart Ex- Ministerin Maria Fekter ( ÖVP). Dass nur Männer auf den vorderen Listenplätzen sitzen, das wird es nicht spielen, freut sich ÖVP- Frauensprecherin Dorothea Schittenhelm. „ Es ist wichtig, dass unsere kompetenten Frauen auf den Wahllisten stärker sichtbar werden!“
SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm zeigt sich kämpferisch: „ Es gibt keine Ausreden mehr! Eine Liste, die nicht entsprechend zusammengesetzt ist, wird zurückgeschmissen!“Was soll das bringen? Die SPÖ setzt schon länger auf Reißverschluss und eine 40- prozentige FrauenQuote im Nationalrat, hat diese aber noch nicht erreicht. „ Diesmal klappt es“, ist Wurm überzeugt. „ Ich erwarte ein weiblicheres Parlament. Mehr Frauen schaffen mehr gute Lö- sungen.“ÖVP- Kollegin Schittenhelm ist überzeugt, die richtige Mischung mache die Qualität aus: „ Es muss ein Team sein von erfahrenen Abgeordneten, jungen Neuen und sicherlich mehr Frauen!“
Einig sind sich alle Parteien, dass es mehr Frauen braucht. Gleiches Ziel, aber unterschiedliche Wege dorthin. Für die FPÖ kommen Reißverschluss und Quote nicht in Frage. Sie setzt auf Freiwilligkeit. „ Ich habe meine Bitte in den Ländern geäußert, Frauen an wählbarer Stelle zu positionieren“, so FPÖFrauensprecherin Carmen Schimanek. Ob das gelingt? „ Ich hoffe es. Bei uns setzt sich die beste Person durch, egal, ob es eine Frau oder ein Mann ist.“
Frauen- Quote ja oder nein? Immer ein Aufreger. Etwa wenn der „ wilde“Ab- geordnete Marcus Franz fragt, warum Kandidaten nach dem Geschlecht ausgewählt werden sollten. „ Man könnte genauso gut sagen, nur Leute mit Schuhgröße 45, denn die haben ein gutes Auftreten. Das ist genauso logisch oder genauso dämlich wie diese Frauenquote.“Maria Fekter kontert: „ Ich bin eine Quotenfrau. Diese Quote hat mich nicht blöder gemacht.“Sie selbst sei in den Gemeinderat gelangt, weil eine Frau gebraucht wurde. „ Auch als Quotenfrau kann man hervorragende Arbeit leisten!“
Wie viele Frauen tatsächlich im Herbst den Sprung ins Hohe Haus schaffen, ob der Reißverschluss wirkt oder klemmt, weil etwa Vorzugsstimmen dazwischenfunken? Welcher Traum Realität wird, im Herbst wissen wir es.