Rekord schon beimersten Aufschlag
Venus auf der Anklagebank
Eigentlich istdi es für Venus Willia ms die liebste Zeit des Jahres. Fünf ihrer sieben Grand-Slam-Ti tel eroberte die US-Amerikanerin in Wimbledon. Heu erstanden die Chancen auf ihren ersten Triumph seit neun Jahren eigentlich so gut wie lange nicht. In Abwesenheit ihrer Schwester Serena, der besten Rasen-Spielerin der letzten Jahre, ist das DamenFeld offen wie selten.
Doch es ist fraglich, ob sich Venus voll und ganz auf das Tennis konzentrieren kann. Nach der traurigen Bekanntgabe des Todes des 78 - jährigen Jérôme Banson in Folge eines von Williams verursachten Autounfalls, erklärte die 37- Jährige, dass sie„ zutiefst erschüttert sei, ihr dieses Ereignis das Herz gebrochen habe “. Verständ- lich.E in Menschenleben auf dem Gewissen zu haben, mag es auch noch sounbeabsichtigt sein, ist sicherlich ein eder fürchterlichsten Sachen, die die Seele belasten können.
Nun steht auch fest, dass es für Williams, diebereit sinder Vergangenheit ihren Führerschein wegen ei- nesUnf alls einmal verloren hatte, nicht nur psychologische, sondern auch juristische Konsequenzen geben wird . Denn Jérôme Bansons Witwe L in da, beidem Unfall am Steuer, verklagt den Tennis-Star wegen fahrlässiger Tötung auf Schadensersatz in unbestimmter Höhe. Für Schmerzen, Kosten für medizinische Betreuung und das Begräbnis. Klar, dass zumindest für Venus Williams Wimbledon dazu einer Randerscheinung wird.
Ein Rekord ist Roger Federer schon zum Start von Wimbledon sicher. Ein weiterer in seiner unfassbaren Karriere. Denn ab Montag wird der Schweizer den bereits 70. Grand Slam seiner Karriere bestreiten, damit die bisherige Bestmarke des Franzosen Fabrice Santoro einstellen. Und die Chancen stehen gar nicht so schlecht, dass Federer dieses Ereignis vielleicht sogar mit seinem 19. Titel bei einem der vier wichtigsten Tennis- Turniere der Welt zelebrieren kann.
Am Anfang des Jahres hätten weder er selbst noch seine treuesten Anhänger dies für möglich gehalten, aber tatsächlich reist Federer als Top- Favorit nach London. Der 35- Jährige gewann heuer vier der sechs Turniere, bei denen er antrat. Und das waren keine kleinen. Bei den Australian Open eroberte er aus dem Nichts seinen 18. Grand Slam, es folgten Triumphe bei den Masters in Indian Wells und Miami sowie letzte Woche auf Rasen in Halle. Die einzigen Spieler, gegen die der Maestro heuer verlor, waren Jewgeni Donskoy und Tommy Haas.
Seit Jahren hieß es: Wenn Federer noch einmal einen Grand Slam holt, hat er in Wimbledon die besten Chancen dazu. Nun belehrte er alle bereits in Melbourne eines Besseren, also schoss die Wahrscheinlichkeit in London erst recht in die Höhe. Zumal er alles auf seinen Traum vom achten Titel an der Church Road ausrichtete, dafür sogar die Sand- Saison ausließ. Mit Erfolg? „ Ich fühle mich besser denn je vorbereitet“, sagt Federer, „ ich habe noch nie so viel auf Rasen trainiert.“Mit dem Titel in Halle tankte er zudem viel Selbstvertrauen.
Er eröffnet in London gegen den Ukrainer Alexander Dolgopolow, die erste richtig harte Aufgabe dürfte sich, geht es nach der Papierform, erst im Achtelfinale mit „ Baby Federer“Grigor Dimitrov stellen. Auch die Konkurrenz sieht „ König“Roger als den Mann, den es zu schlagen gilt. „ Er spielt seit Jahresbeginn exzellent, ist der klare Favorit“, so Rafael Nadals Trainer- Onkel Toni.
Und mit dem Titel in Halle verschaffte er sich ein paar Tage Atempause, in denen er weniger trainierte. „ Damit ich bis in die zweite Woche von Wimbledon frisch bin.“Und sein märchenhaftes Jahr auf seinem Lieblingsspielplatz weitergeht.