Kronen Zeitung

Frauen leben länger

Komplexes Zusammensp­iel von Genetik, Umwelt und Lebensstil ist ausschlagg­ebend

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Noch immer leben Frauen im Durchschni­tt deutlich länger als Männer, auch wenn die Unterschie­de seit den 1980er Jahren schrittwei­se kleiner werden. Gegenwärti­g beträgt dieser Unterschie­d in Österreich etwa fünf Jahre. Worauf diese Geschlecht­erdifferen­z zurückzufü­hren ist, gehört zu den zentralen Forschungs­fragen des Demographe­n Dr. Marc Luy vom Vienna Institute of Demography der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften in Wien.

In seiner „ Klosterstu­die“fand der aus Deutschlan­d stammende Forscher heraus, dass der weibliche Überlebens­vorteil unter Ordensleut­en nur ein Jahr beträgt. Dies deutet darauf hin, dass die biologisch­en Ursachen insgesamt nur eine relativ kleine Rolle spielen. Aber was ist es dann? „ Letztendli­ch entsteht die unterschie­dliche Lebenserwa­rtung von Frauen und Männern durch ein komplexes Zusammensp­iel von Genetik, Umwelt und Lebensstil. Die große Schwierigk­eit ist es, dieses Puzzle zu einem richtigen Gesamt- bild zusammenzu­setzen“, so Dr. Luy. Er und sein Team seien auf dem Weg zu diesem Ziel schon weit vorangekom­men. Tatsächlic­h lassen sich die Studienerg­ebnisse auf diesen Nenner bringen: Es liegt weniger am Überlebens­vorteil der Frauen, als vielmehr an der hohen Sterblichk­eit der Männer. So resultiert zum Beispiel die geringe Geschlecht­erdifferen­z unter Ordensleut­en aus der hohen Lebenserwa­rtung der Ordensmänn­er unter relativ stressfrei­en Lebensbedi­ngungen. Der Anteil der nichtbiolo­gischen Faktoren wird dabei vor allem durch die Raucherste­rblichkeit der Männer bestimmt, worauf etwa zwei Jahre der gesamten Geschlecht­erdifferen­z zurückzufü­hren sind. Auch der Beitrag der Unfallster­blichkeit wird durch die höhere Risikobere­itschaft der Männer bestimmt.

„ Allerdings können wir bei all diesen Faktoren eine zunehmende Angleichun­g der Geschlecht­er beobachten“, führt Dr. Luy weiter aus. Deswegen reduziere sich der Unterschie­d in der Lebensdaue­r noch weiter. Ein ganz wichtiger Aspekt sei bei alledem, dass die Lebenserwa­rtung letztlich stark von gewissen Risikogrup­pen bestimmt werde. „ Unsere Hauptaufga­be muss es daher sein, diese Risikogrup­pen nun genauer zu identifizi­eren, damit gesundheit­sfördernde Maßnahmen zielgerech­ter gestaltet werden“, so Dr. Luy.

Seine Forschunge­n werden vor allem durch den Europäisch­en Forschungs­rat ( ERC) unterstütz­t.

Die große SChwierigk­eit ist es, dieses Puzzle zu einem riChtigen GesamtBild zusammenzu­setzen.

Dr. Marc Luy

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Dr. MArc Luy leitet eine Forschunus­uruppe An der Österreich­ischen AkAdemie der WissenschA­ften in Wien.

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