Im weiten Labyrinth der Liebe
Festspiele Reichenau: Schnitzlers „ Spiel der Sommerlüfte“, Beverly Blankenship
Zwei Jahre vor seinem Tod schrieb Arthur Schnitzler sein letztes vollendetes Drama: „ Im Spiel der Sommerlüfte“. Und nahm noch einmal „ seine“Themen durch: Einsamkeit und Freiheit, Zweifel und Sehnsucht, Liebe und Abschied. Es ist nicht sein dichtestes Werk, aber ein – verhältnismäßig – „ lichtes“. Zu erleben in Reichenau.
Ja, natürlich: Ein Labyrinth ist die Liebe, sind Seele und Gefühlswelt des Menschen. Keines weites Land diesmal, sondern ein enggebautes, kniehohes, grünes Labyrinth. Dieses hat Intendant Peter Loidolt als Bühnenbild in den kleinen Raum gestellt und damit überdeutlich gemacht: Es ist halt kompliziert mit den Menschen. Damit der Zuschauer sich aber nicht in Schnitzlers Spätsommerdichtung verläuft, bleibt man diesmal hübsch in Erdennähe – und buchstabiert sehr sauber, sehr konkret das Werk herunter.
Hier zwitschern die Vögel, dort tuckert ein Motor, Donner und Blitz fahren dazwischen, Gram und Freude, Lust und Leid werden ohne Umwege ausgespielt.
Es ist ein bisschen ein „ Was liegt, das pickt“- Theater, eines, das mehr abbildet als ausdeutet. Vor allem aber eines, das praktisch ohne Zwischentöne auskommt. Stets auf einer Ebene daherkommt und alle subtilen Ahnungen und Sehnsüchte, die in diesen Figuren rumoren, kaum spürbar werden lässt.
Wo Regisseurin Beverly Blankenship diese nur gelassen hat?
Doch es geht auch so, zumal im zweiten Teil endlich mehr Profil gezeigt wird: Hier also der Bildhauer ( der stets perfekte, routinierte Miguel Herz- Kestranek), der sich seine Freiheiten sucht und nimmt. Dort seine Frau – die charaktervolle, stets noble Julia Stemberger –, die in Seelen liest. Weiters Marcello de Nardo als sehr fokussiert spielender Kaplan und Maria Schuchter als männermagnetische Gusti.
Am Ende ist ( fast) alles gut, klar, ja sogar logisch und irgendwie endgültig. Das Gewitter, das alle heimgesucht und keinen wirklich verschont hat, war allerdings nur ein vorübergehendes. Und ein eher laues. Dass es demnächst nicht doch wiederkommt, und zwar mit elementarer Gewalt, lässt die Inszenierung offen.