Kronen Zeitung

Im weiten Labyrinth der Liebe

Festspiele Reichenau: Schnitzler­s „ Spiel der Sommerlüft­e“, Beverly Blankenshi­p

- Oliver A. Láng

Zwei Jahre vor seinem Tod schrieb Arthur Schnitzler sein letztes vollendete­s Drama: „ Im Spiel der Sommerlüft­e“. Und nahm noch einmal „ seine“Themen durch: Einsamkeit und Freiheit, Zweifel und Sehnsucht, Liebe und Abschied. Es ist nicht sein dichtestes Werk, aber ein – verhältnis­mäßig – „ lichtes“. Zu erleben in Reichenau.

Ja, natürlich: Ein Labyrinth ist die Liebe, sind Seele und Gefühlswel­t des Menschen. Keines weites Land diesmal, sondern ein enggebaute­s, kniehohes, grünes Labyrinth. Dieses hat Intendant Peter Loidolt als Bühnenbild in den kleinen Raum gestellt und damit überdeutli­ch gemacht: Es ist halt komplizier­t mit den Menschen. Damit der Zuschauer sich aber nicht in Schnitzler­s Spätsommer­dichtung verläuft, bleibt man diesmal hübsch in Erdennähe – und buchstabie­rt sehr sauber, sehr konkret das Werk herunter.

Hier zwitschern die Vögel, dort tuckert ein Motor, Donner und Blitz fahren dazwischen, Gram und Freude, Lust und Leid werden ohne Umwege ausgespiel­t.

Es ist ein bisschen ein „ Was liegt, das pickt“- Theater, eines, das mehr abbildet als ausdeutet. Vor allem aber eines, das praktisch ohne Zwischentö­ne auskommt. Stets auf einer Ebene daherkommt und alle subtilen Ahnungen und Sehnsüchte, die in diesen Figuren rumoren, kaum spürbar werden lässt.

Wo Regisseuri­n Beverly Blankenshi­p diese nur gelassen hat?

Doch es geht auch so, zumal im zweiten Teil endlich mehr Profil gezeigt wird: Hier also der Bildhauer ( der stets perfekte, routiniert­e Miguel Herz- Kestranek), der sich seine Freiheiten sucht und nimmt. Dort seine Frau – die charakterv­olle, stets noble Julia Stemberger –, die in Seelen liest. Weiters Marcello de Nardo als sehr fokussiert spielender Kaplan und Maria Schuchter als männermagn­etische Gusti.

Am Ende ist ( fast) alles gut, klar, ja sogar logisch und irgendwie endgültig. Das Gewitter, das alle heimgesuch­t und keinen wirklich verschont hat, war allerdings nur ein vorübergeh­endes. Und ein eher laues. Dass es demnächst nicht doch wiederkomm­t, und zwar mit elementare­r Gewalt, lässt die Inszenieru­ng offen.

 ??  ?? Arthur Schnitzler in Reichenau: Julia Stemberger und Miguel Herz- Kestranek in „ Im Spiel der Sommerlüft­e“.
Arthur Schnitzler in Reichenau: Julia Stemberger und Miguel Herz- Kestranek in „ Im Spiel der Sommerlüft­e“.
 ??  ?? Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit: Stemberger, Schuchter.
Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit: Stemberger, Schuchter.
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J. Stemberger, M. de Nardo

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