Österreicher in Flammenhölle
Schwere Waldbrände wüten in Südeuropa Tausende Touristen fliehen vor dem Feuer Salzburger mitten im Katastrophengebiet
Rom/Split/Tivat .– Vom Ferienparadies zur qualmenden Hölle: Seit Tagen wüten an der Adriaküste schwere Waldbrände. In Montenegro, Italien und Kroatien kämpfen Löschtrupps unermüdlich gegen eine alles verzehrende Feuerwalze. Tausende Touristen mussten ihre Urlaubsdomizile verlassen. Eine Salzburger Familie erlebte die Katastrophe hautnah mit. Der „ Krone“schildert sie ihre dramatische Flucht vor dem Inferno.
Über der Küstenstadt Split hängt am Dienstag eine riesige Aschewolke. Die kroatische Urlaubermetro- pole entging der Feuerwalze in letzter Sekunde. Luftbilder zeigen das verheerende Ausmaß: 4500 Hektar Wald brannten ab, schwarze Flecken übersäen die malerische Landschaft. Dass die Flammen nicht auf die Hafenstadt übergriffen, verdanken Tausende Touristen dem Einsatz der Feuerwehr.
Familie floh auf Dach eines Einkaufszentrums
Der Salzburger Gerald W. urlaubt derzeit mit seiner Familie auf einem Campingplatz in Stobrec, nur acht Kilometer von Split entfernt. Er erlebte die Brandkatastrophe hautnah mit. Im Gespräch mit der „ Krone“schildert der 47- Jährige die schlimmste Nacht seines Lebens: „ Rund um uns brannte alles nieder. Wir sahen überall Explosionen, weil Autos und Gastanks in Häusern in die Luft gingen.“Um der Flammenhölle zu entgegen, rettete sich der Salzburger mit seiner Frau, seiner Tochter ( 3) und seinem Sohn ( 8) auf das Dach eines Einkaufszentrums: „ Das Atmen tat weh. Die Stimmung war gespenstisch, alle sind nur wie gelähmt dagestanden.“Als sich die Lage weiter zuspitzte, setzte Gerald W. seine Familie ins Auto und fuhr mit ihr bis in den Hafen von Split.
Männer hielten bis 5.30 Früh Brandwache
Erst gegen Mitternacht, als das Feuer unter Kontrolle schien, trauten sich die Salzburger zurück in ihre Ferienunterkunft. Anschließend hielt Gerald W. mit anderen Männern bis 5.30 Uhr Brandwache im Freien. Ob er noch länger in Kroatien
bleibt? „ Mal schauen, sich alles entwickelt.“
Laut Berichten war das Feuer an 20 verschiedenen Orten ausgebrochen, lokale Medien spekulieren über eine mögliche Brandstiftung. Auch im benachbarten Montenegro sowie in Mittel- und Süditalien halten Waldbrände die Feuerweh- wie ren in Atem. Ein Pinienwald am Rande von Rom ging in Flammen auf, ein mutmaßlicher Feuerleger ( 22) sitzt in Haft. Auf der Halbinsel Lustica an der Bucht von Kotor in Montenegro mussten mehrere Touristendörfer evakuiert werden.
Das Feuer kam immer näher, überall war Rauch, das Atmen tat weh. Mit so etwas war ich einfach noch nie in meinem Leben konfrontiert. Es sieht hier aus wie nach einem Vulkanausbruch.
Gerald W. aus Salzburg