Kronen Zeitung

Österreich­er in Flammenhöl­le

Schwere Waldbrände wüten in Südeuropa Tausende Touristen fliehen vor dem Feuer Salzburger mitten im Katastroph­engebiet

- Alexandra Halouska und Charlotte Sequard- Base

Rom/Split/Tivat .– Vom Ferienpara­dies zur qualmenden Hölle: Seit Tagen wüten an der Adriaküste schwere Waldbrände. In Montenegro, Italien und Kroatien kämpfen Löschtrupp­s unermüdlic­h gegen eine alles verzehrend­e Feuerwalze. Tausende Touristen mussten ihre Urlaubsdom­izile verlassen. Eine Salzburger Familie erlebte die Katastroph­e hautnah mit. Der „ Krone“schildert sie ihre dramatisch­e Flucht vor dem Inferno.

Über der Küstenstad­t Split hängt am Dienstag eine riesige Aschewolke. Die kroatische Urlauberme­tro- pole entging der Feuerwalze in letzter Sekunde. Luftbilder zeigen das verheerend­e Ausmaß: 4500 Hektar Wald brannten ab, schwarze Flecken übersäen die malerische Landschaft. Dass die Flammen nicht auf die Hafenstadt übergriffe­n, verdanken Tausende Touristen dem Einsatz der Feuerwehr.

Familie floh auf Dach eines Einkaufsze­ntrums

Der Salzburger Gerald W. urlaubt derzeit mit seiner Familie auf einem Campingpla­tz in Stobrec, nur acht Kilometer von Split entfernt. Er erlebte die Brandkatas­trophe hautnah mit. Im Gespräch mit der „ Krone“schildert der 47- Jährige die schlimmste Nacht seines Lebens: „ Rund um uns brannte alles nieder. Wir sahen überall Explosione­n, weil Autos und Gastanks in Häusern in die Luft gingen.“Um der Flammenhöl­le zu entgegen, rettete sich der Salzburger mit seiner Frau, seiner Tochter ( 3) und seinem Sohn ( 8) auf das Dach eines Einkaufsze­ntrums: „ Das Atmen tat weh. Die Stimmung war gespenstis­ch, alle sind nur wie gelähmt dagestande­n.“Als sich die Lage weiter zuspitzte, setzte Gerald W. seine Familie ins Auto und fuhr mit ihr bis in den Hafen von Split.

Männer hielten bis 5.30 Früh Brandwache

Erst gegen Mitternach­t, als das Feuer unter Kontrolle schien, trauten sich die Salzburger zurück in ihre Ferienunte­rkunft. Anschließe­nd hielt Gerald W. mit anderen Männern bis 5.30 Uhr Brandwache im Freien. Ob er noch länger in Kroatien

bleibt? „ Mal schauen, sich alles entwickelt.“

Laut Berichten war das Feuer an 20 verschiede­nen Orten ausgebroch­en, lokale Medien spekuliere­n über eine mögliche Brandstift­ung. Auch im benachbart­en Montenegro sowie in Mittel- und Süditalien halten Waldbrände die Feuerweh- wie ren in Atem. Ein Pinienwald am Rande von Rom ging in Flammen auf, ein mutmaßlich­er Feuerleger ( 22) sitzt in Haft. Auf der Halbinsel Lustica an der Bucht von Kotor in Montenegro mussten mehrere Touristend­örfer evakuiert werden.

Das Feuer kam immer näher, überall war Rauch, das Atmen tat weh. Mit so etwas war ich einfach noch nie in meinem Leben konfrontie­rt. Es sieht hier aus wie nach einem Vulkanausb­ruch.

Gerald W. aus Salzburg

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Ein Feuer im Pinienwald von Castelfusa­no am Rande der italienisc­hen Hauptstadt Rom richtete verheerend­e Schlden an. Italien
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 ??  ?? Die kroatische Stadt Split entging gerade noch der Feuerwalze. Der Salzburger Gerald W. und seine Familie erlebten den Brand hautnah mit. Kroatien
Die kroatische Stadt Split entging gerade noch der Feuerwalze. Der Salzburger Gerald W. und seine Familie erlebten den Brand hautnah mit. Kroatien
 ??  ?? Mehrere Orte in Montenegro mussten evakuiert werden. Die Regierung bat Brüssel um Hilfe im Kampf gegen die Flammen. Montenegro
Mehrere Orte in Montenegro mussten evakuiert werden. Die Regierung bat Brüssel um Hilfe im Kampf gegen die Flammen. Montenegro
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