Mordfall in Wien: Behörde versagte
Brunnenmarkt- Bluttat war zu verhindern hi d
Wenn einer Bluttat der Begriff bestialisch zugeordnet werden kann, dann wohl jener vom Wiener Brunnenmarkt. Der tragische Tod von Maria E. lässt auch mehr als ein Jahr nach dem sogenannten Eisenstangen- Mord – die „ Krone“berichtete ausführlich – die Wogen hochgehen. Das damals 54- jährige Opfer, eine fleißige und beliebte Reinigungskraft, war in jener verhängnisvollen Nacht ge- meinsam mit einer Kollegin auf dem Weg zur Arbeit, als der Täter zuschlug. Francis N. griff zu einer Eisenstange und drosch damit wie wild auf den Schädel der Wienerin ein. Zehnmal. Die Frau war auf der Stelle tot.
Und doch wäre die Tat zu verhindern gewesen! Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine Sonderkommission, die kurz nach dem dramatischen Vorfall auf Initiative von Justizminister Wolfgang Brandstetter ins Leben gerufen worden ist. Denn der 22- jährige Täter ( N. wurde bereits rechtskräf- tig in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingeliefert) war zum Tatzeitpunkt längst amtsbekannt – bei der Justiz, bei der Polizei, beim Jugendamt der Stadt Wien. Der Kenianer lebte als U- Boot, als Obdachloser auf dem Brunnenmarkt in Wien- Ottakring, wo er teils Angst und Schrecken verbreitete. Schon vor der Bluttat griff er Passanten mit einer Eisenstange an, die Vorfälle endeten glimpflich.
In ihrem am Dienstag vorgestellten Abschlussbericht findet die SOKO Brunnenmarkt unter dem Vorsitz von Helfried Haas klare Worte, zeigte Fehler und Lösungen auf. Bemängelt wird darin der fehlende Informationsfluss zwischen den einzelnen Behörden, der zum Teil dem Datenschutz geschuldet ist, sowie die Tatsache, dass der Jugendliche „ aus dem System fallen konnte“. In den vergangenen Monaten hätte sich in diese Richtungen bereits viel getan, heißt es. Etwa bei der Polizei, wo Amtsärzte eine spezielle Schulung für psychiatrische Auffälligkeiten erhalten sollen.