Kronen Zeitung

Mordfall in Wien: Behörde versagte

Brunnenmar­kt- Bluttat war zu verhindern hi d

- VON OLIVER PAPACEK UND SANDRA RAMSAUER

Wenn einer Bluttat der Begriff bestialisc­h zugeordnet werden kann, dann wohl jener vom Wiener Brunnenmar­kt. Der tragische Tod von Maria E. lässt auch mehr als ein Jahr nach dem sogenannte­n Eisenstang­en- Mord – die „ Krone“berichtete ausführlic­h – die Wogen hochgehen. Das damals 54- jährige Opfer, eine fleißige und beliebte Reinigungs­kraft, war in jener verhängnis­vollen Nacht ge- meinsam mit einer Kollegin auf dem Weg zur Arbeit, als der Täter zuschlug. Francis N. griff zu einer Eisenstang­e und drosch damit wie wild auf den Schädel der Wienerin ein. Zehnmal. Die Frau war auf der Stelle tot.

Und doch wäre die Tat zu verhindern gewesen! Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine Sonderkomm­ission, die kurz nach dem dramatisch­en Vorfall auf Initiative von Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er ins Leben gerufen worden ist. Denn der 22- jährige Täter ( N. wurde bereits rechtskräf- tig in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrec­her eingeliefe­rt) war zum Tatzeitpun­kt längst amtsbekann­t – bei der Justiz, bei der Polizei, beim Jugendamt der Stadt Wien. Der Kenianer lebte als U- Boot, als Obdachlose­r auf dem Brunnenmar­kt in Wien- Ottakring, wo er teils Angst und Schrecken verbreitet­e. Schon vor der Bluttat griff er Passanten mit einer Eisenstang­e an, die Vorfälle endeten glimpflich.

In ihrem am Dienstag vorgestell­ten Abschlussb­ericht findet die SOKO Brunnenmar­kt unter dem Vorsitz von Helfried Haas klare Worte, zeigte Fehler und Lösungen auf. Bemängelt wird darin der fehlende Informatio­nsfluss zwischen den einzelnen Behörden, der zum Teil dem Datenschut­z geschuldet ist, sowie die Tatsache, dass der Jugendlich­e „ aus dem System fallen konnte“. In den vergangene­n Monaten hätte sich in diese Richtungen bereits viel getan, heißt es. Etwa bei der Polizei, wo Amtsärzte eine spezielle Schulung für psychiatri­sche Auffälligk­eiten erhalten sollen.

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o ef w z : o t F Opfer Maria E.
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