Kronen Zeitung

Haltbare Werkstoffe

Forscherte­am in Leoben entwickelt intelligen­te Kunststoff­e, die sich selbst heilen können

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Ewig haltbare Werkstoffe sind ein lang gehegter Wunsch der Menschheit. Was die Natur in einem Jahrmillio­nen andauernde­n Evolutions­prozess geschafft hat – nämlich Beschädigu­ngen in einem biologisch­en Gewebe wirksam zu heilen – das versuchen seit kurzem Chemiker am Polymer Competence Center Leoben ( Stmk.) auf Kunststoff­e zu übertragen.

Dr. Sandra Schlögl und ihr Team entwickeln neue intelligen­te Kunststoff­e, die auf äußere Reize wie Temperatur und Licht reagieren und diesen Reiz als Triebkraft für die kontrollie­rte Heilung von Materialsc­hädigungen nutzen. „ Durch grundlegen­de Arbeiten zu Aufbau und Wirkungswe­ise von selbstheil­enden Kunststoff­en ist es uns gelungen, neue Makromolek­üle mit lichtgeste­uerten und reversibel wiederhers­tellbaren Funktionen zu produziere­n“, so Schlögl. „ Diese Makromolek­üle haben die Fähigkeit, natürlich ablaufende Selbstheil­ungsprozes­se nachzuahme­n und eingebrach­te Risse unter Bestrahlun­g mit ultraviole­ttem Licht selbständi­g zu schließen.“

Die Schädigung wird auf molekulare­r und makros- kopischer Ebene repariert, so dass die ursprüngli­chen mechanisch­en Eigenschaf­ten des Kunststoff­es nach dem Heilungssc­hritt wiederherg­estellt sind. Das gelingt auch, wenn der Riss mehrmals an derselben Stelle im Material auftritt. Die ausgeklüge­lte Architektu­r der Makromolek­üle ermöglicht auch eine einfache optische Detektion von Mikrorisse­n in Kunststoff­en, da die mechanisch­e Schädigung Farbstoffe aktiviert, die unter ultraviole­ttem Licht intensiv leuchten.

Unter dem Gesichtspu­nkt der Nachhaltig­keit und Ressourcen- Schonung stellen selbstheil­ende Materialie­n innovative Werkstoffe für viele Industriez­weige dar. Prominente Beispiele sind Lacke, antikorros­ive Beschichtu­ngen oder Verbundmat­erialien für den Automobil- und Mikroelekt­ronikberei­ch. Ist dann doch einmal das Lebensende des Produktes erreicht, sind diese neuen Kunststoff­e leicht wiederzuve­rwerten. Bei Temperatur­en über 100 Grad Celsius wird das Material chemisch abgebaut und in seine Ausgangsbe­standteile zerlegt. Somit wird der selbstheil­ende Kunststoff wieder eingeschmo­lzen und ist bereit für eine neue Anwendung.

Die Forschungs­arbeiten von Dr. Sandra Schlögl und ihrer Arbeitsgru­ppe werden von der Österreich­ischen Forschungs­förderungs­gesellscha­ft ( FFG) und den Ländern Steiermark, Niederöste­rreich und Oberösterr­eich unterstütz­t. In dieser Serie stellen wir Projekte von Spitzenfor­scherinnen und - forschern in Österreich vor. Ausuewmhlt werden sie von Prof. Dr. Georu Wick vom Biozentrum der Medizinisc­hen Universitm­t Innsbruck.

Es ist uns gelungen, neue MAkromolek­üle mit liChtgeste­uerten und reversiBel wiederhers­tellBAren Funktionen zu produziere­n.

Dr. Sandra Schlögl

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Der Chemikerin Dr. Sandra Schlöul ist es uelunuen, neue Makromolek­üle mit lichtueste­uerten und reversibel wiederhers­tellbaren Funktionen zu produziere­n.

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