Der Mann aus Granit
Bei
einem Bildhauer erschien ein reicher Geschäftsmann und fragte: „ Sagn Se, könntn Se ein Monument von mir haun? Mei Villa is grad fertig wordn, und damit ma glei waß, wems ghört, hätt i gern mei Statue im Gartn aufgstellt.“
„ Ein ungewöhnlicher Auftrag“, sagte der Künstler. „ Ich habe noch nie einen Lebenden in Stein gemeißelt!“
„ Was? Nur Tote?“, entsetzte sich der Geschäftsmann. „ A Leich als Modell, des muass ja schrecklich sein. Hörn S auf mit so Sachn, i möcht jetzt mit meine fuffzg Jahr, so wia i da steh, fesch und resch in mein Gartn stehn! So wia der Schiller! Oder soll i sitzn? Wia der Goethe? Da richt i mi nach Ihna! Was sagn se!“
„ Das kommt auf den Stein an“, meinte der Künstler. „ Sie wissen ja, dass der Stein allein ein Vermögen kostet!“
„ Mir net“, sagt der Geschäftsmann. „ I hab selber an Steinbruch. I spreng Ihna an Quader oh, da können S mi so groß machn wia de Freiheitsstatue. I hab ma scho denkt, ob ma mei Denkmal net viel- leicht in mein Swimmingpool einestelln solln? Als Brunnenfigur! Wäre originell, was?“
„ Einen Manneken Pis fertige ich Ihnen nicht an“, erklärte der Künstler. „ Was ist das für ein Material in Ihrem Steinbruch?“
„ Granit!“, sagte der Geschäftsmann. „ Nur Granit! Glaubn S, i lass mi aus Sandstan machn, dass mi nach zwa Jahr der Regn wegschwabt! Mein Stein ist für die Ewigkeit bestimmt. Wann S mi aus mein Granit außestemman, müassn S ma de Knopflöcher mit der Schlagbohrmaschin machn, sunst kumman S gar net durch!“
„ Das kost Ihnen ein Vermögen!“, sagte der Künstler. „ Sie müssen mit einer halben Million rechnen!“
„ Ah so was. Des verdien i an a paar Kilometer Autobahn. Machn Se Ihna net so vül Surgn um mei Geld! Schreibn S ma de Maße auf, i lass den Stan glei murgn ohsprenga, übermurgn schlepp i eahm mitn Tieflader in Gartn, und überübermurgn können S scho anfanga. Fang ma eh von untn mit de Schuach an? Wäu da brauch i de erste Zeit net dabei sei. Se wissn, Zeit ist Geld! Da stell i Ihna nur a Paar von meine Maßschuach hin.“
Zum Zivilrichter sagte der Geschäftsmann: „ Wir warn schon fast handelseinich, auf amal hat er Bedenkn kriagt und hat gsagt, er muass se erst bei der Denkmalschutzbehörde erkundigen, ob i überhaupt als a Lebender a Denkmal habn derf. Wann net, soll i eahm a größere Anzahlung gebn und er wart, bis i tot bin. Da hab i mi aufregt und hab eahm versehentlich a Figur von an Sockl gstraft. Jetzt sagt er, des war der Kaiser Franz Joseph und verlangt an Schadenersatz. Mi kann er net übernehma, de Figur war hechstens an Meter hoch, und so klan war der Kaiser Franz Joseph net!“
Wegen der zerbrochenen Figur wird ein SachverständigenGutachten eingeholt.