Kronen Zeitung

„ Die Karten sind neu gemischt“

- Doris Vettermann

WIEN. Kanzleramt­sminister Thomas Drozda spricht im „ Krone“- Interview über den Versuch eines SPÖ- Neustarts, über Umfragen zur Wahl, die FPÖ und Peter Pilz.

Wien . – Die SPÖ hat – mit zahlreiche­n internen Streiterei­en – einen Fehlstart in den Wahlkampf hingelegt. Jetzt soll, natürlich inoffiziel­l, Kanzleramt­sminister Thomas Drozda die Zügel übernehmen und Ordnung in das Chaos bringen. Beim roten Parteirat am Donnerstag hat Bundeskanz­ler Christian Kern die Genossen mit einer emotionale­n Rede wachgerütt­elt und zum Kampf aufgerufen. Im „ Krone“- Interview spricht Minister Drozda nun über Umfragen, die Kampagne und darüber, wie die klassenkäm­pferische Botschaft bei den Wählern ankommen soll.

Herr Minister, in den vergangene­n Tagen und Wochen war die Stimmung in der SPÖ nicht die beste. Hat der Parteirat daran etwas geändert?

Es gab sehr viel positive Resonanz auf die Rede des Bundeskanz­lers. Es war ein Ruck, ein Aufbruch. Die Karten sind neu gemischt.

Sie übernehmen nun das Ruder in der Wahlkampag- ne. Wie kann es Ihnen gelingen, den bisher missglückt­en Wahlkampf auf Schiene zu bringen?

In der Kampagne steht nicht einer an der Spitze, sondern mehrere Personen. Dass ich als Kanzleramt­sminister dem Kanzler im Hintergrun­d zur Verfügung stehe, ist klar. Ich bin dort, wo ich gebraucht werde. Konzentrie­ren werden wir uns auf die Themen: Wie verteilen wir den Kuchen? Wer profitiert vom Aufschwung? Und wie wird der Kuchen größer?

Apropos Themen: Die Bereiche Flüchtling­skrise, Migration und Asyl kamen in der Rede des Kanzlers gar nicht vor. Und auch im Wahlkampfp­rogramm finden sich diese Punkte nur sehr weit hinten. Ist das für die SPÖ kein Thema?

Migration ist ein wichtiges Thema. Aber es ist nicht die Frage, auf welcher Seite es im Programm steht. Wir haben mit Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil DEN Sicherheit­spolitiker. Aber wir haben auch den Eindruck, dass es abseits dieses Themas noch andere gibt, die bisher nicht genug berücksich­tigt worden sind. Und auf diesem Spielfeld wollen wir uns bewegen.

Mit seiner Ansprache beim Parteirat hat Bundeskanz­ler Christian Kern den Klassenkam­pf ausgerufen. Kann man mit dieser Botschaft auch außerhalb der roten Reihen punkten?

Es geht darum, klar zu sagen, auf welcher Seite man steht, klar zu sagen, für wen man eintritt. Das ist ein richtiger und notwendige­r Vorgang – und eine Frage der Gerechtigk­eit.

Der Slogan „ Ich hol mir, was mir zusteht“– glauben Sie, dass die Wähler das richtig verstehen?

Spätestens im September wird das jeder gut verstehen. Wir haben noch Zeit, uns verständli­ch zu machen.

Kanzler Kern hat gemeint, er glaubt nicht an Umfragen. Die SPÖ liegt bei all diesen Daten weit hinter der ÖVP. Was sagen Sie dazu?

Das beeindruck­t mich nicht. Ich will den Meinungsfo­rschungsin­stituten nicht zu nahe treten, aber das sind Momentaufn­ahmen. Der Wahlkampf beginnt jetzt.

Wären Sie bei einer rotblauen Koalition mit an Bord?

Wir haben einen Kriterienk­atalog, zu dem ich mich zu hundert Prozent bekenne. Über Koalitione­n kann man nach der Wahl nachdenken.

Und wenn die FPÖ jetzt den umstritten­en Rechtsauße­nPolitiker Martin Graf wieder auf einen wählbaren Listenplat­z setzt?

Ich finde es gut, wie klar die FPÖ in der Causa Hübner gehandelt hat. Martin Graf muss man dann beur-

teilen, wenn er gewählt ist. Aber ich will heute keine Zensuren vergeben.

Alle roten Attacken richten sich gegen Sebastian Kurz. Ist die FPÖ kein Gegner mehr?

Ich denke, es wird sich auf das Duell Kern– Kurz um den Kanzler zuspitzen.

Peter Pilz wird die SPÖ sicher einige Stimmen kosten, die sonst von den Grünen zu den Roten gewandert wären. Wie groß ist die Angst der SPÖ vor Pilz?

Wir haben keine Angst. Peter Pilz ist ein profiliert­er Abgeordnet­er. Aber ich sehe die Gefahr, dass die Stimmen verloren sind und nicht im Nationalra­t landen.

Die SPÖ hat ihren ExKlubchef und ihr rotes Urgestein Josef Cap auf einen aussichtsl­osen Platz gereiht. Ist das fair?

Ich bin überzeugt, dass Josef Cap einen guten Vorzugssti­mmenwahlka­mpf führen wird.

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Foto: Zwefo Kanzleramt­sminister Thomas Drozda.

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