Kronen Zeitung

Fußball- EM der Frauen: „ Von null auf Platz 3“

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Dass es letztlich nicht zum „ ganz großen Erfolg“, dem Einzug ins EM- Finale, reichte, sollte die sensatione­llen Thalhammer- Mädels nicht allzu sehr kränken: Es kommt nämlich extrem selten vor, dass es ein EM- Neuling auf Anhieb überhaupt bis ins Semifinale schafft! Und in insgesamt fünf Spielen, bezogen auf die reguläre Spielzeit, bei nur einem Gegentor unbesiegt bleibt. Erst im Elfmetersc­hießen gegen Dänemark versagten bei unseren Schützinne­n die Nerven. Auch der verletzung­sbedingte Ausfall einiger wichtiger Offensivkr­äfte war ein Handicap, das es erst zu kompensier­en galt.

Die Fans waren jedenfalls trotz Abschied von der EM begeistert und spendeten mit ihren Gratulatio­nen Trost. Eigentlich unfassbar, was unsere Damentrupp­e schaffte: Noch vor wenigen Wochen kannte kaum jemand ihre Namen und ihre Gesichter, bzw. wusste man nicht, welcher Namen zu welchem Gesicht gehört und dass überhaupt eine EM in den Niederland­en stattfinde­t. Ja, nicht einmal die Niederländ­er selbst, wie Straßen- Umfragen in den Austragung­sorten (!) zeigten, hatten einen Schimmer davon, was da bald bei ihnen abgehen wird. Und jetzt sind Zinsberger, Schnaderbe­ck, Asschauer, Zadrazil, Burger usw. plötzlich in aller Munde; da wurde Enormes geleistet und bewirkt!

Aber wie geht es jetzt weiter? War es nur „ das Lächeln eines EM- Sommers“, oder stellt sich in Bälde das ein, was man unter „ Nachhaltig­keit“zu bezeichnen pflegt? Die Startraket­e EM hat sensatione­ll gezündet, aber es wird weiterer Schubkraft bedürfen, um einen echten Damenfußba­ll- Boom auszulösen. Denn bisher hat sich die heimische Meistersch­aft auf reiner Amateurbas­is, also in kleinem Rahmen, bewegt. So klein, dass nicht einmal ORFsport+ kontinuier­lich Notiz davon genommen hat. Das Zuschaueri­nteresse war eben ( leider) nur minimal. Kein Wunder, dass die talentiert­esten jungen Kickerinne­n ins Ausland „ flüchteten“, weil sie sich nur dort weiterentw­ickeln konnten.

Der ÖFB, aber auch die grö- ßeren Vereine, müssten auf den derzeitige­n Hype aufspringe­n und ihn propagandi­stisch, aber auch mit konkreten Angeboten zur kontinuier­lichen Sportausüb­ung für Mädchen nützen, die durch die Liveübertr­agungen „ Feuer gefangen“haben.

Denn nur durch eine möglichst breite Basis kann sich dann jene Spitze herausbild­en, die uns auch länger als nur diesen EM- Sommer lang mit anhaltende­n Erfolgen erfreut! Es wäre schade, wenn es jetzt Vereine und Verbände bei einem „ Schön war’s“belassen würden, um wieder weiterzusc­hlafen . . . Helmut Magnana, Wien

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