Kanzler und FPÖ- Chef: Zuckerbrot & Peitsche
Christian Kern und Heinz- ChristiAn Strache im Ö1-„ Klartext" Debatte über Asylpolitik Aber Auch Gemeinsamkeiten
Eigentlich hätte es das erste Duell zwischen Bundeskanzler Christian Kern und seinem Herausforderer Sebastian Kurz werden sollen. Doch der ÖVP- Chef sagte wegen eines EU- Termins ab – und FPÖ- Chef Heinz- Christian Strache sprang ein. Anders als noch vor einigen Monaten legten die Parteichefs von Rot und Blau dieses Mal keinen Kuschel- Abend auf das Parkett, sie diskutierten teils heftig und hitzig – allerdings doch ohne sich eine etwaige Möglichkeit für eine Koalition zu verbauen.
Gleich zu Beginn ging es um den großen Abwesenden. Heinz- Christian Strache bezeichnete Außenminister Sebastian Kurz als den „ teuersten Flüchtling Österreichs", weil er diese Diskussion im Wiener Radiokulturhaus abgesagt hatte.
Kern und Strache warfen sich im Folgenden vor, schon die Koalition mit der ÖVP vorzubereiten. Strache habe sicher schon „ Fässer Bier" mit Kurz getrunken, sagte Kern – in Anspielung auf das ausgemachte, aber nie zustande gekommene Bier, auf das Kern und Strache gehen wollten. Strache entgegnete: Wenn Kern nicht Erster werde, sei er Geschichte. Und dann komme ein neuer SPÖChef, der sich wieder der ÖVP anbiedern werde.
Um einige Themen, wie etwa die Flüchtlingspolitik, Erbschaftssteuer aber auch Dieselautos wurde äußerst heftig diskutiert. Dennoch war zu erkennen, dass sich beide bemühten, die Tür zum anderen nicht endgültig zuzuschlagen. Strache sprach von einem respektvollen Umgang, und davon, dass er bereit sei, mit allen zu verhandeln, die mit ihm sprechen wollen. Kanzler Kern gab Strache daraufhin gleich ein paar Mal recht oder meinte, „ da bin ich ganz Ihrer Meinung“. Etwa beim Kürzen von Sozialleistungen für diejenigen, die das System nur ausnützen wollen oder bei der Mindestpension.
Dennoch war vor allem Strache zeitweise ganz schön angriffig. „ Da sieht man, dass Sie Marketing studiert haben und nicht Ökonomie“, sagte er etwa zum Kanzler. Dem FPÖ- Chef, der immer wieder auf Rot- Schwarz hinhackte, ist offenbar deutlich bewusst, wie dringend er im Wahlkampf aufholen muss.
Als die Diskussion vorbei
war, schüttelte er unzählige Hände, sagte hier und dort ein freundliches Wort und ließ geduldig ein Selfie nach dem anderen machen. Der Bundeskanzler, der – laut seinem Büro – heute seinen ersten Termin bereits um sechs Uhr in der Früh hat, verschwand durch die Hintertür und fuhr sofort ab.