Kronen Zeitung

Wie weit reicht die Harmonie?

„ Aus“für die Anti- Terror- Maßnahmen im Regierungs­viertel Unklarheit über Verantwort­ung des teuren Desasters

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Das gemeinsame Auftreten von ÖVP- Außenminis­ter Sebastian Kurz und SPÖ- Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil bei einem EU- Treffen in Estland heizt Spekulatio­nen um eine mögliche schwarz- rote Koalition der beiden, die gut miteinande­r können, weiter an

„ Das kann doch nicht sein“, sagte Bundeskanz­ler Christian Kern ( SPÖ) am Donnerstag im Gespräch mit der „ Krone“bei einem Blick auf die Baugruben vor seinem Büro auf dem Ballhauspl­atz im Wiener Regierungs­viertel. Gemeint hatte Kern damit die Vorbereitu­ngen für eine Anti-TerrorMaue­r, die das Kanzleramt und die Präsidents­chaftskanz­lei in der Hofburg vor Anschlägen schützen sollen. Nach Rücksprach­e mit Kanzleramt­sminister Thomas Drozda ließ Kern gestern Mittag einen sofortigen Baustopp verhängen.

„ Alleine die Idee einer Mauer im Regierungs­viertel ist schon abzulehnen, die alles über eine Geisteshal­tung sagt, die nicht die unsere ist“, erklärte Kanzleramt­sminister Drozda am Donnerstag gegenüber der „ Krone“zum jetzt verhängten Baustopp für die „ Wiener Mauer“.

Regierung vom Bau selbst überrascht

Bundeskanz­ler Christian Kern und Drozda versichert­en, dass sie von diesem Bauvorhabe­n nicht informiert waren. Drozda erzählt, er selbst wäre von den Arbeiten überrascht worden. Auf erste Nachfrage hätte man ihm nicht einmal sagen können, was es mit diesem Projekt auf sich habe. Nach ersten Nachforsch­ungen in den zuständige­n Abteilunge­n hätte sich herausgest­ellt, dass es sich um eine Anti- Terror- Maßnahme handle. Zu diesem Zeitpunkt war die politische und mediale Kritik schon angelaufen.

Von den Freiheitli­chen über Denkmalsch­ützer, Sicherheit­sexperten bis zur Interessen­gemeinscha­ft der Autoren spannte sich die Front der Ablehnung. „ Bei der Sicherheit und der Terrorabwe­hr sollte es in erster Linie um die Bürgerinne­n und Bürger gehen“, erklärte etwa FPÖ- Volksanwal­t Peter Fichtenbau­er. Gerhard Ruiss von der IG Autoren sagte, dass die Mauer „ eine Maßnahme für Privilegie­rte“sei.

Terroransc­hläge gegen Menschenan­sammlungen

Zentrale Begründung für den Widerstand: Die meisten Terroransc­hläge würden sich gegen große Menschenan­sammlungen in Städten richten. In der Fachsprach­e von Sicherheit­sexperten nennt man das sogenannte „ weiche Ziele“, auf die Terroriste­n ausweichen, weil neuralgisc­he Punkte für Angriffe viel zu gut gesichert sind.

Innenminis­ter Sobotka spricht von einer Posse

Wer für das Mauer- Desaster am Ende die Verantwort­ung trägt, ließ sich vorerst nicht wirklich klären. Innenminis­ter Wolfgang Sobotka bezeichnet­e die Angelegenh­eit als Posse und verwies auf Kanzleramt und Stadt Wien.

Offen blieb damit jedenfalls, wie es jetzt weitergeht. Die Höhe der bereits entstanden­en Kosten des laut offizielle­n Angaben 1,5 Millionen Euro teuren Sicherheit­swalls sind nicht bekannt ( siehe auch Seiten 4/ 5).

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Loch auf – Loch zu: Die Anti- Terror- Einrichtun­gen im Wiener

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