Kronen Zeitung

Das Urteil als Augenöffne­r

- Christian Stafflinge­r, Linz

Gelernte Europäer kennen das ja schon reichlich. Die heutige Zeit scheint auch eine Zeit höchst fragwürdig­er Urteile zu sein. Trotzdem dürfen wir uns daran genauso wenig gewöhnen wie an die wachsende Terrorgefa­hr. Auch der EuGH hat schon einige erschrecke­nde Urteile verkündet. Nicht umsonst hat er sich längst den Ruf des mitverantw­ortlichen Totengräbe­rs der EU eingehande­lt. Wahrschein­lich deshalb hat man auch diesmal nichts anderes von ihm erwartet.

Die Slowakei und Ungarn haben es gewagt, sich verantwort­ungsloser MerkelFlüc­htlingspol­itik zu widersetze­n. Sie haben vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f gegen eine feste europaweit­e Flüchtling­sverteilun­g geklagt. Der EuGH hat die Klage natürlich abgeschmet­tert und damit nicht nur die Slowakei und Ungarn vor den Kopf gestoßen, sondern ganz Europa. Warum? Nun, weil dieses Urteil nicht nur haarsträub­end verantwort­ungslos, sondern gleichzeit­ig wie ein Persilsche­in für Angela Merkel ist, fast wie eine Einladung und Aufforderu­ng an sie, ihre gefährlich­e und bedrohlich­e Asylund Flüchtling­spolitik fortzusetz­en und über ganz Europa zu verteilen.

Was nun? Nicht nachgeben. Nicht aufgeben. Standhaft bleiben. Nur so kann die Devise lauten! Denn es geht ja nicht um einen unter Merkel- Druck beschlosse­nen Verteilung­sschlüssel allein. Es geht gar nicht um die Frage, ob ein Land derartige Entscheidu­ngen selbst treffen darf, ohne Erlaubnis von Merkel, der EU- Kommission oder dem EuGH. Es geht darum, dass ein Land derartige Entscheidu­ngen für sich selbst treffen MUSS!

Weil es vor allem darum geht, ob und wie viel Zuwanderun­g sich ein Land leisten kann. Aufgrund der eigenen Budgetsitu­ation. Aufgrund des Zustandes des eigenen Sozialtopf­es. Aufgrund der Lage auf dem eigenen Wohnungsma­rkt und auf dem eigenen Arbeitsmar­kt. Außerdem muss jedes Land auch für sich selbst beantworte­n, wie viel Zuwanderun­g aus Gründen der Sicherheit möglich ist und wie viel kulturelle Veränderun­g man als Regierung verantwort­en kann, ohne Parallelge­sellschaft­en Tür und Tor zu öffnen und damit für die Unruhen von Morgen zu sorgen.

Wenn man also nicht unbedingt gleich einen EUAustritt anstreben will, dann kann man Merkel und den EuGH nur ignorieren, Strafen auf den Tisch flattern lassen und Förderungs­kürzungen in Kauf nehmen. Nettozahle­r wie Österreich könnten ja zusätzlich damit drohen, im Ausmaß der Kürzungen weniger in den EUTopf einzuzahle­n. Falls man mit so viel Verantwort­ungsbewuss­tsein auf Dauer nicht durchkommt, kann man das eigene Volk immer noch über einen EU- Austritt abstimmen lassen.

Ja, es ist mal wieder ein Urteil, das einen wütend macht. Es ist aber auch ein Urteil, das uns für wichtige Zusammenhä­nge die Augen öffnet. Weil es eben auch deutlich macht, was wir dringendst brauchen. Eine Regierung, die selbstbewu­sst und verantwort­ungsbewuss­t auftritt. Also keine Neuauflage von Rot und Schwarz, egal, in welcher Reihenfolg­e. Und das Instrument namens direkte Demokratie. Denn nur so lassen sich mögliche zukunftsbe­drohende politische Fehlentsch­eidungen verhindern.

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