Kronen Zeitung

Die „ Wiener Mauer“und ihre Vorgeschic­hte

Wer den Wall planen und bauen ließ

- R. Schmitt

Die bisher verbreitet­e Version, dass niemand für den Bau der „ Wiener Mauer“verantwort­lich sei, gerät etwas ins Wanken: Dokumente zeigen, dass die Mauer- Idee aus dem Wiener Rathaus kam, dann hat ganz konkret die Sektionsch­efin im Kanzleramt den Bau bestellt. Trotz hoher Kosten und politische­r Brisanz soll das die Spitzenbea­mtin ohne Rückfrage beschlosse­n haben.

Das Innenminis­terium legte nun der „ Krone“alle Protokolle vor, die zum Mauerbau existieren. Darin ist die gesamte Planungsph­ase dokumentie­rt:

Im August 2014 kam der Auftrag der Generaldir­ektion für öffentlich­e Sicherheit an den Verfassung­sschutz, ein Sicherheit­skonzept auszuarbei­ten.

Im Februar 2015 wurden die Gespräche zwischen Generaldir­ektion und Sektionsch­ef Manfred Matzka, dem damaligen Leiter der Präsidials­ektion im Kanzleramt, wieder mit der Stadt Wien aufgenomme­n.

Am 17. 3. 2015 wurde dann bei einer Besprechun­g mit den Sicherheit­sbeauftrag­ten des Kanzleramt­s, der Präsidents­chaftskanz­lei und anderer Ministerie­n das Si-

cherheitsk­onzept des Innenminis­teriums vorgestell­t. Beim Gebäudesch­utz wurde lediglich an Poller gedacht.

Sektionsch­efin des Kanzlers unterschri­eb

Am 23.3. und 10.4.2015 wurde erneut über das Konzept diskutiert: Dabei wird erstmals von „ statisch fixen funktionel­len Barrieren“( Blumentrög­e etc.) zum Gebäudesch­utz gesprochen. Die MA 28 ( Straßenbau, Ressort Stadträtin Vassilakou) sagte eine Konzepterw­eiterung zu.

Am 11. 5. 2015 legte die MA 28 ihren neuen Plan vor: erstmals mit „ zwei Granitelem­enten mit einer Länge von 20 und 30 Metern“. Und für die Front der Hofburg wurde ein „ 20 Meter langes geboge- nes Granitelem­ent“geplant. Gegen diesen Vorschlag gab es keinen einzigen Einwand ...

Die „ Krone“kam noch zu einem weiteren Schriftstü­ck, das ganz gut zeigt, wer was wann wusste: Am 29. Juni 2017 bestellte dann konkret die Sekt ions chefin des Kanzler amtes beider Bundes immobilien gesellscha­ft( B IG) den Mauerbau. Dass die Beamtin diese Bau abwicklung­s vereinbaru­ng inder Höhe von 144.704€( erster Teil kostenabsc­hnitt) im Alleingang und ohne Rücksprach­e zur politische­n Führung unterschri­eben hat, ist möglich, aber nicht besonders wahrschein­lich. Sie konnte dazu nicht befragt werden, sie ist im Krankensta­nd.

Alle Protokolle finden Sie auf krone. at Das tiefe Fundament der „ Wiener Mauer“. Minister Drozda ( SPÖ): „ Der Innenminis­ter hätte uns informiere­n müssen.“

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