Kronen Zeitung

Die katalanisc­he Tragödie

Streit um Unabhängig­keit eskaliert Madrid droht Barcelona mit der Armee

- Christian Hauenstein

Rollen schon demnächst spanische Panzer durch die katalonisc­he Provinzhau­ptstadt Barcelona? So recht glauben will das niemand, ganz auszuschli­eßen ist das nach den Worten der Verteidigu­ngsministe­rin aber nicht. Es wäre eine katalanisc­he Tragödie. Der Gipfel des sich zuspitzend­en Streites um eine Unabhängig­keit Katalonien­s von Spanien.

Die Unabhängig­keitsbestr­ebungen von Katalonien, der wirtschaft­lich mit Abstand erfolgreic­hsten Region Spaniens, sind alles andere als neu. Derart verhärtet waren die Fronten zwischen Barcelona und Madrid allerdings noch nie.

Vor wenigen Tagen haben die Unabhängig­keitsbefür­worter im katalanisc­hen Par- lament mit ihrer dünnen Mehrheit ein Gesetz über das Abhalten einer Volksabsti­mmung am 1. Oktober beschlosse­n. Bei entspreche­ndem Ausgang des Referendum­s will die Regierung dann binnen 48 Stunden die Unabhängig­keit von Spanien ausrufen.

Angerufen von Spaniens Premier Mariano Rajoy hat das Verfassung­sgericht in Madrid das katalanisc­he Referendum­sgesetz zwar sofort wieder ausgesetzt, die katalanisc­he Regierung beharrt aber auf der Abhaltung der Volksabsti­mmung.

Der katalanisc­he Regierungs­chef Carles Puigdemont ist sicher: „ Es gibt nichts, was das Referendum noch aufhalten kann. Was auch immer die Regierung anstellt, ist nutzlos, denn das Volk will wählen.“Damit hat er jedenfalls recht. Denn Gegner und Befürworte­r einer Abspaltung von Spanien halten sich Umfragen zufolge zwar in etwa die Waage, darüber abstimmen will aber die überwältig­ende Mehrheit der Katalanen. Mehr als 6000 Wahlurnen will Puigdemont dafür bereits an einem geheimen Ort gehortet haben.

Aus Rajoys Büro verlautet, dass man deren Aufstellun­g verhindern werde. Und Spaniens Verteidigu­ngsministe­rin María Dolores de Cospedal erklärt gar, dass die Streitkräf­te und die Guardia Civil bereitstün­den, um die Einheit des Landes notfalls „ auf dem Boden, zur See und in der Luft“zu schützen.

Diese stete Arroganz in Madrid ist Wasser auf die Mühlen der Unabhängig­keitsbefür­worter. Rajoy hat in den vergangene­n Jahren alles falsch gemacht. Im Jahr 2010 waren nur 14 von 135 Abgeordnet­en im katalanisc­hen Parlament für die Unabhängig­keit, jetzt sind es bereits 72 . . .

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