Die katalanische Tragödie
Streit um Unabhängigkeit eskaliert Madrid droht Barcelona mit der Armee
Rollen schon demnächst spanische Panzer durch die katalonische Provinzhauptstadt Barcelona? So recht glauben will das niemand, ganz auszuschließen ist das nach den Worten der Verteidigungsministerin aber nicht. Es wäre eine katalanische Tragödie. Der Gipfel des sich zuspitzenden Streites um eine Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien.
Die Unabhängigkeitsbestrebungen von Katalonien, der wirtschaftlich mit Abstand erfolgreichsten Region Spaniens, sind alles andere als neu. Derart verhärtet waren die Fronten zwischen Barcelona und Madrid allerdings noch nie.
Vor wenigen Tagen haben die Unabhängigkeitsbefürworter im katalanischen Par- lament mit ihrer dünnen Mehrheit ein Gesetz über das Abhalten einer Volksabstimmung am 1. Oktober beschlossen. Bei entsprechendem Ausgang des Referendums will die Regierung dann binnen 48 Stunden die Unabhängigkeit von Spanien ausrufen.
Angerufen von Spaniens Premier Mariano Rajoy hat das Verfassungsgericht in Madrid das katalanische Referendumsgesetz zwar sofort wieder ausgesetzt, die katalanische Regierung beharrt aber auf der Abhaltung der Volksabstimmung.
Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont ist sicher: „ Es gibt nichts, was das Referendum noch aufhalten kann. Was auch immer die Regierung anstellt, ist nutzlos, denn das Volk will wählen.“Damit hat er jedenfalls recht. Denn Gegner und Befürworter einer Abspaltung von Spanien halten sich Umfragen zufolge zwar in etwa die Waage, darüber abstimmen will aber die überwältigende Mehrheit der Katalanen. Mehr als 6000 Wahlurnen will Puigdemont dafür bereits an einem geheimen Ort gehortet haben.
Aus Rajoys Büro verlautet, dass man deren Aufstellung verhindern werde. Und Spaniens Verteidigungsministerin María Dolores de Cospedal erklärt gar, dass die Streitkräfte und die Guardia Civil bereitstünden, um die Einheit des Landes notfalls „ auf dem Boden, zur See und in der Luft“zu schützen.
Diese stete Arroganz in Madrid ist Wasser auf die Mühlen der Unabhängigkeitsbefürworter. Rajoy hat in den vergangenen Jahren alles falsch gemacht. Im Jahr 2010 waren nur 14 von 135 Abgeordneten im katalanischen Parlament für die Unabhängigkeit, jetzt sind es bereits 72 . . .