Liebe Ex- Mauer!
Ein antiterroristischer Schutzwall für unsere „ Staatsspitze“solltest Du werden . . .
. . . geworden ist aus Dir nach einhelligen Kommentaren diverser Medien und sogar des ORF eine schildbürgerliche Posse, eine Burleske, eine Lachnummer . . .
. . . die einen „ wunderbaren Sketch“für die Doppelconférence von Karl Farkas und Ernst Waldbrunn ( beide leider selig) hergeben würde, wie dem schmunzelnden „ Standard“zu Dir eingefallen ist.
Ich bin nicht dieser Meinung. Und mir ist nicht zum Lachen zumute . . .
. . . wenn Kanzleramtsminister Thomas Drozda nun mit todernster Miene erklärt, „ man“habe von der Mauer leider erst auf Twitter und durch die Zeitungen erfahren. Und nicht vergisst anzumerken, ein Kniefall vor der „ Krone“sei Dein Baustopp aber nicht.
Hiezu zwei grundsätzliche Überlegungen meinerseits, die allerdings eines gemeinsam haben: Beide sind zum Weinen.
Überlegung Nummer eins: Wenn es denn stimmt, dass „ man“erst auf Twitter und durch die Zeitungen von Deinem Hochziehen um Ballhausplatz und Hofburg erfahren hat . . .
. . . dann bist Du der erschütternde Beweis von sagenhafter Indolenz. Und zugleich ein erhellender Blitz auf Gleichgültigkeit und Bürgerferne.
Denn man stelle sich vor: Da reißen s’ mitten im historischen, im kostbarsten Teil von Wien die Straßen auf, dass es nur so kracht und pascht . . .
. . . karren tonnenweise Stahlplatten heran und mischen Beton . . .
. . . graben riesige Löcher und Gruben . . .
. . . wühlen sich donnernd und krachend in den wehrlosen Boden . . .
. . . und die „ Hausherren“in Kanzleramt und Präsidentschaftskanzlei hinterfragen nicht, was da denn um Himmels und Christi willen eigentlich passiert?! Zum Weinen! Nicht zuletzt auch deshalb, weil bestätigten Berichten zufolge Kanzler Kern es sich an einem besonders heißen Tag nicht nehmen ließ, die – dankbaren – Arbeiter, die da wahrscheinlich an einer Gehsteigerweiterung werken oder einen Rohrbruch beheben oder irgendetwas Antikes freilegen, wer weiß, wen interessiert’s, höchstpersönlich mit erfrischenden Getränken zu versorgen. Schließlich ist Wahlkampf.
Überlegung Nummer zwei: „ Man“hat von Dir nicht erst auf Twitter und durch die Zeitungen erfahren, sondern sehr wohl Bescheid gewusst . . .
. . . aber das Echo, die Reaktion, den Zorn der Wiener auf einen antiterroristischen Schutzwall aus Beton für die „ Staatsspitze“mitten im kostbarsten Teil ihrer Stadt total unterschätzt . . .
. . . zumal ähnliche Maßnahmen zum Schutze „ normaler“Bürger in der Kärntner Straße, auf Graben, Kohlmarkt und Stephansplatz kein Thema waren.
Dann lügt Kanzleramtsminister Thomas Drozda.
Wie auch immer: Beide Varianten sind weder Posse noch Burleske noch Lachnummer.
Beide Varianten sind ein politischer Skandal ersten Ranges.
Und beide Varianten zeugen, wie bereits angemerkt, von Indolenz, Gleichgültigkeit und Bürgerferne.
Zum Weinen!